Wir ließen uns richtig viel Zeit im Restaurant und Beate musste sogar Rösti essen, weil gutmeinende Australier es ihr aufdrängten. Unser neuer Bekannter vom Tag zuvor (der mit den Schlaftabletten) rettete das letzte Stück Rösti für uns und bot es Mirjam an. Mit der ihr eigenen Selbstlosigkeit verzichtete sie auf diese milde Gabe (wer will schon Rösti zum Frühstück!) Kurz darauf stand besagter Australier vor Beate am Tisch und stellte ihr die heiß erkämpften Rösti vor die Nase. Er betonte nochmal, wie toll diese Kartoffeln schmecken würden und wir kamen gar nicht dazu, zu erwähnen, dass wir diese Art der Kartoffelzubereitung eigentlich bestens kennen. Immerhin wohnen wir fast in der Schweiz. Allerdings mögen wir Rösti lieber abends als morgens.
Also bestens gestärkt ging es zurück ins Zimmer, wo wir uns überlegten, wie wir diesen verregneten Tag am besten verbringen würden. Draußen rumzulaufen machte wenig Sinn, eingekauft hatten wir schon alles und so widmeten wir uns mal wieder unserer Lieblingsaufgabe, nämlich dem Wäschewaschen. Unsere Wäsche wird auch immer wertvoller, denn hier kostete eine Waschmaschinenladung 9 AUS$ und so gaben wir für das Waschen und Trocknen insgesamt 36 AUS$ aus. Die ganze Wascherei zog sich über Stunden hin, denn erst waren die Waschmaschinen belegt, dann die Trockner und am Ende waren wir erst am späten Nachmittag wieder einsatzbereit.
Das mussten wir auch, denn das Styling nahm einige Zeit in Anspruch. Frisch aufgehübscht gingen wir erst in die Lounge, um unsere kostenlosen Häppchen einzunehmen und dann machten wir uns mit dem Bus auf den Weg zum Hafen, um dort ins berühmte Opernhaus zu gehen.
Wir hatten bereits an unserem ersten Tag das Programm des Opernhauses angesehen und befunden, dass das “Not New Years Eve Spectacular” genau das Richtige für uns sei. Bei der Buchung bekamen wir einen besonders günstigen Preis und Karten in der 5. Reihe.
Gespannt marschierten wir Richtung Eingang und wurden dann von den freundlichen Mitarbeitern durch den Backstage-Bereich mit dem Lift zu unserem Platz begleitet. Dort schauten wir uns erst einmal in der wahnsinnigen “Concert Hall” um und waren begeistert von dem Ambiente.
Kurze Zeit später war jeder der 2.679 Plätze belegt und bald darauf betraten die über 100 Mitglieder des “Sydney Choir” die Bühne. Dann folgte das “Australien Philharmonic Orchestra” mit 60 Musikern. Der junge Dirigent Benjamin Northey stellte sich vor und nach einem kleinen Intermezzo mit dem Konzertmeister, der direkt zur Ouvertüre sein Mikro verlor und dies den Konzertbeginn ein wenig verzögerte, begann das Orchester mit dem schwungvollen “Can-Can”.
So locker wie die Aussies nunmal sind, drehte sich der Dirigent vorher einfach zum Publikum und erzählte ohne Mikro, dass dem Konzertmeister das gleiche Missgeschick schon in der Nachmittagsvorstellung passiert war und dass man dafür Verständnis haben müsse, weil er heute nach 30 Jahren Orchestermitgliedschaft das letzte Konzert spielen würde.
Ein musikalisches Feuerwerk jagte das nächste. Durch das Programm führte sehr launig Donald Cant. Einer der besten Tenöre Australiens, Roy Best, sang sogar die deutsche Operetten-Melodie “Dein ist mein ganzes Herz” und Sally Cooper, eine Geigenvirtuosin, verzauberte alle mit ihren Darbietungen. Die Musical-Sängerin Marina Prior zeigte die große Bandbreite ihres Könnens von “Phantom der Oper” bis Jazz.
Eine Gänsehaut jagte die andere, vor allem, wenn der 100-köpfige Chor mit Orchester und Solisten einsetzte. Die ganze Vorstellung war so ergreifend, dass sie auf jeden Fall einen der Höhepunkte unserer Reise darstellt.
Zum Abschluss ertönte das berühmte und zu Herzen gehende “Amazing Grace” mit zwei Dudelsackpfeifern und als Zugabe sang sogar das Publikum mit bei “Oh,when the saints go marching in”.
Alle Akteure und jeder im Publikum war beteiligt und die an alle verteilten Luftschlangen kamen zum Einsatz. Es war ein tolles Bild, die vielen bunten Papierbänder auf der ganzen Bühne und im vollbesetzten Zuschauerraum zu sehen.
Noch ganz ergriffen von diesem schönen Abend machten wir uns auf in Richtung Theatervorplatz, wo wir eine tolle Sicht auf den nächtlichen Hafen, die Skyline und vor allem die beleuchtete Harbour-Bridge und das Opernhaus hatten.
Wir konnten gar nicht mehr aufhören zu fotografieren, was uns dann fast zum Verhängnis geworden wäre. Der einzige Lift im Opernhaus war nämlich bereits abgestellt und ein Techniker musste mit uns zu einem anderen Lift in einem der Nebengebäude, damit wir wieder nach unten in den Hafen kamen.
Wie wir es als längjährige Künstler gewöhnt sind, verließen wir das Opernhaus durch den Hintereingang, der eigentlich den Akteuren vorbehalten ist.
Glücklich und zufrieden machten wir uns durch das fast sternenklare Sydney mit dem Bus auf den Rückweg zum Hotel.
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