Dienstag, 24. November 2009

23.11.09 Marahau

Endlich konnten wir mal wieder etwas länger schlafen und das nutzten wir auch aus. Wir blieben bis 8.45 Uhr im Bett. Während Beate im Bad war, bereitete Mirjam schon mal das Frühstück vor und bald saßen wir gemütlich vor unserer Terrassentür und aßen Matschbrot mit Schinken und Käse.

So mehr oder weniger gestärkt ging es los zu unseren Nachbarn, dem “Aqua-Taxi”. Diese Fahrt sollte das Highlight des heutigen Tages werden, denn wir hatten eine dreistündige Bootsfahrt entlang des ganzen “Abel Tasman Nationalparks” und zurück gebucht. Da waren wir wohl nicht die Einzigen, denn vor der Tür warteten bereits mehrere deutsche Jugendliche mit riesigen Traveller-Rucksäcken.

Kurz nach unserer Ankunft kamen plötzlich zwei Traktoren mit Anhänger auf den Platz und auf den Anhängern stand jeweils ein Boot.



Mirjam schaute schon etwas besorgt und Beate hatte die Lage noch nicht wirklich erkannt. Als dann die jungen Leute anfingen, ihre Rucksäcke in das Boot zu verfrachten, ahnte Beate plötzlich Böses. Die wollten uns doch nicht wirklich mit dem Boot auf dem Anhänger transportieren, oder etwa doch?

Beate wurde langsam etwas nervös und Mirjam grinste in sich hinein. Dann tauchte auch der freundliche junge Mann auf, der uns am Tag zuvor bestätigt hatte, dass es kein Problem sei, als Rollstuhlfahrer die Tour mitzumachen. Beate sah das jetzt doch etwas anders und fragte noch einmal skeptisch nach, ob er sicher sei, dass sie mitfahren könne. Er nickte wie selbstverständlich und griff dann gleich mal zu. Er hob Beate aus dem Rollstuhl und schleppte sie tatsächlich über eine Kiste, zwei Leitersprossen und die Reling auf einen Sitz im vorderen Teil des Bootes. Beate konnte kaum glauben, was ihr da gerade geschehen war und saß freudestrahlend auf ihrem Platz.



Nicht lange danach hatten auch alle anderen Passagiere ihre Plätze eingenommen und es konnte losgehen. Wir wurden tatsächlich im Boot sitzend, auf einem Anhänger, von einem Traktor gezogen, zum Meer gebracht. Leider war kein Meer mehr da, wo gestern noch eins war. Um 10.30 Uhr war Ebbe und so fuhren wir dem Meer hinterher.

Mit dem Traktor und dem Anhänger ging es über den nassen Sand und den Schlick und als wir endlich genug Meer unter den Rädern hatten, wurde der Anhänger gewendet und rückwärts ins Wasser geschoben. Das Boot glitt vom Anhänger ins Meer.



Langsam tuckerten wir los und so dachten wir, dass es kein Wunder sei, dass wir bei dem Tempo drei Stunden unterwegs sein würden. Plötzlich senkte unser Kapitän jedoch den Motor tiefer ins Wasser und wir schossen über das Meer.

Als erstes führte uns unser Weg zum “Split Apple Rock”, wo wir eine Bucht mit goldgelbem Strand und einen riesigen, in der Mitte geteilten Felsbrocken sahen. In den Bäumen nisteten außerdem Kormorane. Schon jetzt waren wir begeistert und wir wussten noch nicht, was uns noch alles erwarten würde.
Weiter ging es nach “Torrent & Anchorage Bay”. Auf dem Weg dorthin hielt unser Captain plötzlich das Boot an und wir trauten unseren Augen kaum: mitten im Meer schwamm ein kleiner, blauer Pinguin.

In “Anchorage Bay” stiegen die ersten Passagiere aus und wir beobachteten fasziniert, wie unser Schiff rückwärts an den Strand fuhr und unser Captain eine junge Frau auf dem Rücken an Land schleppte, damit sie keine nassen Füße bekam.
Es hellte sich langsam auf und uns gefiel die Fahrt immer besser, zumal wir dann nach “Adele Island” kamen, wo wir eine Robbenkolonie beobachten konnten. Besonders niedlich fanden wir ein kleiner Robbenbaby, das sich auf einem Stein wärmte.



Weiter ging es nach “Bark Bay” und als wir nach 40 Kilometern auf dem Weg nach “Tonga” und “Awaroa” waren, konnten wir im flachen, glasklaren Wasser zwei Stachelrochen entdecken.



Auf zwei Sandbänken hatten sich verschiedene Vogelarten und Pinguine versammelt.

Mittlerweile konnten wir schon gar nicht mehr glauben, dass wir wirklich auf dem offenen Meer unterwegs waren, so unglaublich viele Tierarten hatten wir auf der Fahrt schon gesehen. Jetzt kam auch die Sonne richtig raus und die Strände leuchteten hell vor dem türkisfarbenen Meer.



Nach fast zwei Stunden ging es zurück Richtung Marahau und wir luden an den verschiedenen Stränden wieder neue Passagiere auf. Nicht vorstellbar, aber wahr: plötzlich tauchten Schwanzflossen neben unserem Boot auf. Unser Kapitän beruhigte uns, es seien keine Haie, sondern eine Gruppe Delphine, die eine ganze Zeit lang um unser Boot herumschwammen und einige Sprünge vollzogen.

Wir waren ganz vertieft beim Beobachten der Delphine, als plötzlich raketenähnliche Geschosse vom Himmel kamen. Unser Captain erklärte uns, dass es sich um Gannets (Basstölpel) handelte, eine Vogelart, die auf diese Weise Fische fangen. Sie stürzen sich wie Pfeile aus bis zu 30m Höhe in die Tiefe. Wir erfuhren, dass diese Vögel sehr oft an Augenentzündungen leiden, weil sie sich mit offenen Augen ins Meer stürzen. Die Entzündung führt zu Blindheit und somit müssen die Vögel dann verhungern.

Kurz vor Marahau hielten wir noch einmal bei den Robben und als wir nach über dreieinhalb Stunden wieder im Ort ankamen, ging das Meer wieder bis zum Ufer, wo an einer Steinrampe der Traktor mit Anhänger bereitstand. Der Anhänger wurde rückwärts ins Wasser gelassen und unser Kapitän steuerte das Boot direkt wieder darauf zu. Dann setzte sich unser Captain Kopfhörer auf, stieg auf den Traktor und fuhr uns so wieder zur Aqua-Taxi-Station.

Dort stand bereits Beates Träger bereit, der sie mit der gleichen Souveränität wie schon morgens wieder vom Boot hob und in den Rollstuhl setzte. Wir liefen zurück in unser Quartier und konnten noch immer nicht fassen, was wir in den letzten vier Stunden alles erlebt und gesehen hatten.

Wir machten noch einen kleinen Spaziergang in den “Abel Tasman Nationalpark”, wo wir einige Vogelarten und Kleinkrebse im Schlick beobachteten und beschlossen dann, dass es für diesen Tag genug Abenteuer gegeben hatte und wir uns nun so profanen Dingen wie Wäschewaschen und Abendessenkochen widmen konnten.

Das Waschen der Kleidung lief schon fast nebenbei und unser Abendessen bestand aus liebevoll zubereiteten Nudeln mit fertiger Tomatensauce, die wir anschließend im Sonnenuntergang auf unserer Terrasse aßen.


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