Dienstag, 17. November 2009

17.11.09 Auckland - Pauanui

Mit einem Schokomuffin und einem getoasteten Bagel zum Frühstück verabschiedeten wir uns von unserem schon bekannten City-Hotel in Auckland. Es sollte eine fast 300 Kilometer lange Strecke vor uns liegen bis zur Coromandel-Halbinsel.

Dafür ging es erst mal über die SH1 und wir kamen recht zügig voran. Doch als wir auf die SH2 und dann auf die SH25 abbogen, ging es wieder über Serpentinen weiter direkt an der Küste entlang. Wir kamen an verschiedenen Buchten vorbei, zum Beispiel der Whakatete-Bay, Ngarimo-Bay und Thornton-Bay.



Kurz vor 14.00 Uhr kamen wir in Coromandel Town an, wo wir uns mit neuen Lebensmitteln eindeckten und uns nach der bekannten “Driving Creek Railway” erkundigten. Die Kassierin erzählte uns, dass diese Bahn rollstuhlgängig sei, was wir kaum glauben konnten.

Nichtsdestotrotz machten wir uns auf den Weg, denn Mirjam ließ sich nicht davon abbringen, mit der Bahn durch den neuseeländischen Regenwald zu fahren. Notgedrungen lenkte Beate den Wagen Richtung Bahn - immer den merkwürdigen Schildern nach.



Als wir kurz nach 14.00 Uhr dort ankamen, war uns gerade eine Bahn vor der Nase weggefahren und wir überlegten stark, ob wir über eine Stunde auf die nächste Abfahrt warten sollten. Dann trafen wir die Entscheidung, doch noch Zug zu fahren (was sich später als eine gute Entscheidung herausstellte) und vertrieben uns die Zeit mit dem, was wir am besten können, nämlich mit dem Vertilgen der eben eingekauften Lebensmittel.

Ein Film informierte uns über den heute 74-jährigen Künstler und Töpfer Barry Brickell. Er entschloss sich 1961 22 Hektar hügeliges, mit Büschen übersätes Land nördlich von Coromandel zu kaufen und dort seine Töpferei anzusiedeln.

Um der Ausbeutung der Kauri-Wälder entgegen zu wirken, hat er sein gesamtes Anwesen mit Regenwald zuwachsen lassen und dafür 13.000 Bäume angepflanzt. Seit 40 Jahren setzt er seine Vision um: Das Zusammenführen von Kunst, Naturschutz und Technik. Technik und Eisenbahn werden im Allgemeinen nicht mit Kunst in Verbindung gebracht.

Barry jedoch war schon immer der Meinung, dass gut designte Eisenbahnlinien, Brücken und Tunnel in der Landschaft wunderschön aussehen können. Er baute die Schmalspurbahn ursprünglich, um Materialien wie Ton, Lehm und Holz aus den Hügeln hinunter zu seiner Töpferei zu transportieren.



Nach 25 Jahren ist der Ausbau der Eisenbahn nun fast bis zur Endstation vorgedrungen. Diese liegt auf einem hohen Bergkamm mit einer berauschenden Aussicht.

Die momentane Eisenbahnlinie mit einer Länge von 3 Kilometern verläuft in 2 Spiralen, durch 3 Tunnel, über 5 Wendepunkte und 5 Brücken. “Barry’s Driving Creek Railway” findet internationale Beachtung. Dies betrifft die Fahrt durch ein landschaftlich reizvolles Gebiet, den bemerkenswerten Eisenbahnbau durch eine Privatperson, das Aufforsten des Waldes und die Kunstwerke aus Ton, die die Eisenbahnlinie säumen.

Gespannt warteten wir auf die Ankunft des selbstgebauten Zuges und ein bisschen Schiss hatten wir schon, als wir die schmalen Eisenbahnschienen sahen, die direkt in den Regenwald führten. Kurz darauf waren wir jedoch schon wieder höchst begeistert, als unser Lokführer eine der Sitzbänke mit einem Handgriff entfernte, zwei Rampen anlegte und Beate so ohne Probleme in den niedlichen Zug rollen konnte. Jetzt war es fürs Umkehren zu spät. Schnell saßen alle Passagiere auf ihren Plätzen und los ging die Fahrt in den Dschungel.



Köpfe und Ellenbogen sollte man gemäß Schildern nicht aus dem Zug halten und diese Warnung war durchaus berechtigt, denn es ging wirklich direkt vorbei an meterhohen Pflanzen und engen Tunnelwänden.





Nach einer halben Stunde Fahrt, in der der Lokführer öfter die Zugseiten wechselte, wir vor und zurück fuhren und Weichen verstellt wurden, kamen wir auf dem höchsten Punkt der Strecke, dem “Eyefull Tower”an. Das Aussichtsgebäude war rundherum mit einer Rampe versehen, so dass auch Beate bis auf die obere Plattform gelangen konnte.



So langsam machte uns die ganze Sache richtig Spaß und wir freuten uns schon auf den Rückweg, vorbei an interessanten Skulpturen, Hunderten von eingemauerten Flaschen und verzierten Mauern. Während der Fahrt wurde uns manchmal doch ein bisschen komisch zu Mute wegen der steilen Abhänge und so waren wir dann trotz aller Abendteuerlust wieder froh, als wir festen Boden unter den Füßen hatten.



Unsere Fahrt war ja damit auch noch nicht zu Ende und so langsam mußten wir auf die Tube drücken, um vor der Dunkelheit in unserem Hotel anzukommen. Das mit dem Fortbewegen ist in Neuseeland nicht ganz so einfach, weil immer wieder Hügel und Berge in langen Serpentinen-Strecken überwunden werden müssen.

Irgendwann hatten wir dann doch unser Pauanui erreicht und an der menschenleeren Hauptstrasse fanden wir unsere Unterkunft für die Nacht, die “Pauanui Pine Motor Lodge”. Mirjam ging zur Rezeption und ward längere Zeit nicht mehr gesehen. Sie hielt ein Schwätzchen mit dem Vermieter der Cottages, der ihr nicht nur die Schlüssel übergab, sondern auch alles über die Geschichte der Coromandel Peninsula, speziell über Pauanui, erzählte.

Dann konnten wir unser tolles Cottage beziehen, das normalerweise mit Wohnzimmer, einem kleinen Schlafzimmer, einer Küchenzeile und einem rolligängigen Bad ausgestattet war. Weil das Schlafzimmer etwas eng für den Rollstuhl war, öffnete man uns eine Verbindungstür zu einem weiteren Schlafzimmer mit angrenzendem Bad. Also so großzügig hatten wir bisher noch nicht gewohnt.



Wir räumten unsere Übernachtungstaschen ein und machten uns dann auf den beschriebenen Weg zum Restaurant, denn es war bereits 19.00 Uhr und langsam Zeit fürs Abendessen. Es gab zwar einen Wegweiser zum Shopping-Center, aber das Center selbst lag ziemlich ausgestorben da.

Wir hatten Glück und eine Bar mit dem Namen “The 19th Hole” war geöffnet. Mirjam war nicht ganz so begeistert, aber wegen unseres Hungers gingen wir hinein und gönnten uns eine Pizza und ein Sandwich. Nur wenige Gäste hatten sich dort zum Essen eingefunden und auch sonst lag dieser Ort wirklich am Ende von allem.

Schon bei unserer Ankunft sahen wir, dass der Ort äußerst gepflegt und neu angelegt war. Allerdings sah man nirgendwo eine Menschenseele. Der Vermieter hatte Mirjam erzählt, dass Pauanui 1970 als Feriendomizil angelegt wurde und zur Zeit aus 1.200 Häusern besteht, von denen jedoch nur 300 ständig bewohnt sind.

Am Abend hatten wir keine Lust mehr auf größere Besichtigungs-Touren, aber wir werden morgen früh den als toll beschriebenen Strand besichtigen und uns erst dann auf den Weg nach Rotorua machen.

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