Heute blieb uns nichts anderes übrig, als um 6.00 Uhr aufzustehen. Um 7.45 Uhr stiegen wir in unser Auto und machten uns auf den Weg zum “Milford Sound”.
Uns war klar, dass es dieses Mal von der Zeit her eine der längsten Strecken in Neuseeland werden würde. Wir würden an unserem nächsten Übernachtungsort vorbeifahren, um dann noch 120 Kilometer weiter entlang der “Milford Road” bis zum “Milford Sound” zu kommen.
Bei wolkenlosem Himmel ging es zügig voran und wir ließen im Vorbeifahren Te Anau links liegen und machten uns direkt auf den Weg zum Milford Sound. Die einzige Straße bot tolle Aussichten auf schneebedeckte Berge und Seen.
An den Aussichtspunkten fuhren wir erst einmal vorbei, um zügig weiter zu kommen. Da wir mittlerweile das neuseeländische Wetter kennen, trauten wir der Sonne erst einmal nicht und entschieden, direkt zum Fjord zu fahren und später weitere Aussichtspunkte anzusteuern.
Auf dem Weg mussten wir durch einen einspurigen, sehr naturbelassenen Tunnel.
Die Wartezeit davor betrug 15 Minuten. Wir nutzten die Zeit, einige Fotos im Schnee zu machen und die frechen Keas zu beobachten.
Kurze Zeit und einige Serpentinen später kamen wir am Milford Sound an. Wir erkundigten uns beim Visitor Center nach einer möglichen Schifffahrt und erfuhren, dass es mit dem Rollstuhl am besten sei, auf dem große Katamaran durch den Fjord zu fahren.
Um 13.30 sollte das Schiff ablegen. Da hatten wir noch etwas Zeit, unser improvisiertes Mittagessen im Auto mit Toastbrot, Salami und Käse zu uns zu nehmen. Dann ging es zu Fuß vom Parkplatz zum Anlegesteg. Wir verbrachten die Wartezeit damit, die anderen Schiffe beim Be- und Endladen der Passagiere zu beobachten.
Eine Viertelstunde vor Abfahrt durften wir als Erste auf die “Pride of Milford” Zwei Männer hoben Beate über die Schwelle und wir machten es uns im Innraum des riesigen Katamarans gemütlich mit einem Tee. Nach und nach kamen auch die anderen Passagiere, die hauptsächlich aus Asiaten bestanden.
Nach dem Ablegen wurde es uns erlaubt, nach draußen auf’s Vorderdeck zu gehen. Dafür mussen wir wieder eine Schwelle und später noch 2 Stufen überwinden - für uns ja kein Problem: wir hatten alles im Griff!
Leider hatten wir den Wind etwas unterschätzt. Mittlerweile hatte sich die Sonne auch hinter vielen Wolken versteckt und es wurde richtig windig und kalt. Wir wollten die Atmosphäre des Fjords jedoch hautnah miterleben und so hielten wir es richtig lange aus, eingepackt in unsere Regenjacken!
Es war sehr beeindruckend, an den hohen Felswänden vorbei zu fahren und die vielen Wasserfälle zu sehen.
Dann jedoch ließ unsere Seefahrer-Mentalität nach und als wir wieder zurück in den Fjord fuhren. wärmten wir uns im Innenraum auf.
Jetzt gingen auch andere Passagiere an Deck und wir sahen, dass der starke Wind nachgelassen hatte. Da hielt uns nichts mehr im Innern und schon standen wir wieder direkt an der Reling.
Das war eine gute Entscheidung, denn so hatten wir beste Sicht auf die Robben, die sich faul auf einem Stein räkelten. Die Fahrt des Katamarans wurde verlangsamt und wir fragten uns, was los sei, als plötzlich einige Rückenflossen um unser Schiff zu sehen waren: wir standen mitten in einem großen Schwarm von Delfinen, die einige Zeit um uns herum schwammen und sogar einige Sprünge vollführten.
Nachdem nun jeder weibliche Passagier ein entzücktes “Oh, my God”, “Ah, so cude” von sich gegeben hatte, fuhren wir weiter zu einen großen Wasserfall.
Beate war ganz begeistert und wir näherten uns diesem tollen Naturereignis immer mehr. Die Begeisterung aller Passagiere ließ schlagartig nach, als wir fast unter dem Wasserfall standen und alle völlig durchnäßt wurden von der sprühenden Gischt. Wir nahmen es jedoch mit Humor und nach diesem netten Ereignis ging es zurück zur Anlegestelle.
Wir waren mittlerweile 1 Stunde und 45 Minuten auf dem Wasser und ziemlich durchgefroren. Um 16.00 Uhr machten wir uns auf den Rückweg nach Te Anau. Die Straße zum Milford Sound ist nämlich eine 120 km lange Sackgasse und so müssen alle Besucher des Fjords wieder zurück - mindestens bis Te Anau.
Auf dem Weg machten wir Halt am “The Chasm”. Ein 15 minütiger Rundweg fürte uns durch den Regenwald durch eine bizarre Flusslandschaft. Die reißenden Fluten des Flusses hatten die Steine ausgehölt und zu bizarren Gebilden geformt. Der Weg sollte rollstuhlgängig sein, aber wir waren ein bisschen skeptisch, denn die letzten Ausflüge hatten uns gelehrt, dass die Neuseeländer den Begriff “rollstuhlgängig” etwas anders auslegen als wir.
Auch auf dem Katamaran sollte alles rollstuhlgäng sein. Das war es ja auch, außer den Schwellen und Stufen. Bei dem Rundweg ging es uns ähnlich: erst einmal gab es einen unbefestigten Weg mit tiefem Schotter und dann einen steilen Hügel, den wir hinauf und wieder hinunter mussten . Das war beim besten Willen von einem Rollstuhlfahrer nicht alleine zu bewältigen.
Natürlich ließen wir uns von solchen Kleinigkeiten nicht davon abhalten, den gesamten Rundweg zu erkunden. Als wir unser Auto wieder erreichten, hatten sich zwei freche Keas dort eingefunden, die auf den Autos herumturnten. Mirjam wollte gleich mal näher ran, aber als sie die riesigen Schnäbel dieser einzigartigen Bergpapageien sah, blieb sie doch lieber auf Abstand.
Beate kletterte ins Auto, als die Keas beschlossen, nun auch unser Auto mal zu besichtigen. Unvorsichtigerweise ließen wir die Beifahrertür auf und kaum hatten wir uns versehen, biss einer der Vögel in das Fenstergummi und riss ein Stück heraus. Jetzt waren uns diese Papageien doch etwas zu nah gekommen und wir traten die Flucht an.
So langsam waren wir ziemlich kaputt. Wir hielten noch an einem Aussichtspunkt und schossen einige Bilder vom tollen Panorama. Die vielen neuen Eindrücke und der Wind hatten uns müde gemacht und wir mussten ja auch noch die 120 Kilometer Richtung Hotel zurück. Um 18.30 Uhr trafen wir in unserem Hotel “Distinction Luxmore” ein.
Direkt vor der Rezeption gab es einen Behindertenparkplatz und das nutzten wir natürlich gleich mal aus. Der Check-in verlief, wie immer kompikationslos und man bestätigte uns, dass wir ein rolllstuhlgängiges Zimmer bekämen.
Mirjam war schon vorher skeptisch gewesen, ob wir in diesem kleinen Ort wirklich ein Rolli-Zimmer bekommen würden und als wir uns dann unsere Behausung ansahen, wurden unsere Zweifel bestätigt. Gleich neben dem Eingang fanden wir das Bad - viel zu eng und mit niedriger Badewanne. Ansonsten war das Zimmer mit Kingsize-Bett, Flachbildschirm und Sofaecke ausgestattet.
Dies alles interessierte uns aber nicht, denn mit dem Bad konnten wir auf keinen Fall leben. Sofort begaben wir uns wieder zur Rezeption - immerhin hatten wir ja die Bestätigung des Rollizimmers auf dem Voucher. Die Rezeptionistin schaute uns etwas verwundert an und meinte dann, eigentlich sollte alles perfekt sein. Das sahen wir jedoch anders und erklärten noch einmal, dass wir mit diesem Bad nicht klar kämen. Sie ging dann mit uns zum gleichen Zimmer im Erdgeschoss um die Lage zu besichtigen.
Peinlich, peinlich - wir hatten tatsächlich eine Tür übersehen, die vom ersten Zimmer in einen zweiten Raum führte, in dem ein Queensize- und ein Einzelbett standen und daran angeschlossen gab es ein rollstuhlgängies Bad von der Größe eines Tanzsaals mit befahrbarer Dusche, gepolstertem Klappsitz, zusätzlich einem Plastikgartenstuhl und vielen Griffen. Was sollten wir da noch sagen: wir schämten uns in Grund und Boden, weil wir uns erst so aufgeregt hatten an der Rezeption. Und jetzt erwartete uns eine Luxusherberge mit zwei Zimmern, drei Betten in allen Größen und einem der besten Bäder der Reise.
Weil wir keine Lust mehr hatten, ein Restaurant im Ort zu suchen, fuhren wir in die zweite Etage zum eleganten Hotel-Restaurant und ließen uns vom supernetten Restaurant-Personal verwöhnen. Es gab ein Buffet und wir ließen uns Suppe, Salate, Hauptgang und verschiedene Desserts schmecken.
So langsam waren wir richtig müde von der langen Fahrerei und suchten nur noch unser Zimmer auf. Am nächsten Tag würden wir etwas länger schlafen können, denn dann geht es nach Dunedin: 300 Kilometer in ca. 4,5 Stunden Fahrzeit.