Als wir an diesem Morgen die Augen aufschlugen, machten wir sie direkt wieder zu. Denn es blies ein eisiger Wind ums Motel und wir beschlossen, noch etwas länger liegen zu bleiben. Um 10.30 Uhr waren wir dann endlich abfahrbereit: die Koffer wieder im Auto, das Frühstück wie immer verpasst und somit auf dem Weg zu unserem neuen Lieblingslokal “Denny’s” um uns mit Wegzehrung zu versorgen. Wir bestellten zwei Sandwiches und waren etwas verblüfft über die große Verpackung.
Als Beate unterwegs als guter Beifahrer die Verpflegung von Fahrer und Besatzung übernahm, öffnete sie die Lunch-Box und musste feststellen, dass dieses Frühstück mit Pommes beginnen würde. Aber wir sind ja unwahrscheinlich flexibel und der amerikanische Lebensstil hat sich schon in unsere Gewohnheiten geschlichen. Somit ist es auch kein weiter Weg mehr dahin, schon morgens Pommes mit Ketchup zu essen.
Für Mirjam war diese Stärkung ganz gut, denn die grauen Schneewolken wurden immer mehr und es fing immer heftiger an zu schneien. Die Straßen waren auch nicht alle geräumt und der liegengebliebene Schneematsch war vereist. So rutschten wir mit unseren Sommerreifen in den Spurrillen hin und her. Unser Autothermometer zeigte die Rekordkälte von -6 °C und unsere Klimaanlage lief Hochtouren. Jeder entgegenkommende LKW spritzte den dreckigen Schneematsch an unsere Scheiben und die 285 Kilometer bis Cortez waren wirklich kein Fahrvergnügen.
In Cortez angekommen, fanden wir unser Hotel “Best Western Turquoise Inn” direkt an der Hauptstrasse und checkten ein. Das Zimmermädchen war gerade noch dabei, die letzten Aufräumarbeiten in unserem Zimmer vorzunehmen und war ganz begeistert, deutsche Töne zu hören. Sie ist nämlich Heidelbergerin und lebt seit neun Jahren in Cortez. Interessant war, dass ihre deutsche Aussprache bereits mit amerikanischem Akzent versetzt war. Wir plauderten ein Weilchen und machten uns dann auf den Weg zum Nationalpark “Mesa Verde”.
Dort mussten wir am Eingang erfahren, dass zur Zeit nur das Museum für Rollstuhlfahrer zugänglich ist und wir dafür 20 Meilen durch den Park fahren müssten auf verschneiten und vereisten Wegen. Alle anderen Sehenswürdigkeiten waren entweder geschlossen oder für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich.
In Mesa Verde lebten die Anasazi, deren primitive Unterkünfte sich zu großzügigen Gemeinschaften entwickelt hatten. Sie bauten mehrere Stockwerke umfassende Wohnungen in die Klippen. Die einem Wohnhaus ähnlichen Gebäude hatten oft bis zu 400 Räume und dienten als Wohnräume oder als Aufbewahrungsort für Getreide.
Im Chapin-Mesa-Museum vermittelt eine Ausstellung ein plastisches Bild von den Klippendörfern, ihrer Entstehung, Bauart der Häuser und Lebensweise ihrer Bewohner. Diese interessante Kultur werden wir nun nicht kennen lernen, weil wir morgen schon wieder weiter müssen.
Aufgrund der Temperaturen und des öden Ortes Cortez entschlossen wir uns, unser bereits bezahltes Zimmer einmal auszunutzen und uns bei einem Mittagsschläfchen auszuruhen. Beate wärmte sich mit “Hatti”, was bei uns zu einem Running-Gag geworden ist.
Vor einiger Zeit waren wir abends in einem chinesischen Restaurant essen und wir hatten schon gleich die Befürchtung, dass wir sehr wenig verstehen würden, weil das chinesische Englisch sicher besonders schwer zu verstehen wäre. Wir hatten den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gesponnen, da kam die Dame des Hauses an unseren Tisch und fragte uns lächelnd nach “Hatti”. Wir sahen erst sie und dann uns etwas verständnislos an und nach der dritten Wiederholung des selben Wortes und dem Greifen nach der chinesischen Teetasse, blickten wir endlich, dass sie uns heißen Tee (Hot tea) angeboten hatte. Jetzt wird natürlich auf unserer Reise keine Tasse Tee mehr getrunken ohne den Spruch “Ati will Hatti!”.
Nichtsdestotrotz mussten wir gegen Abend noch einmal unsere kuschelig warme Hütte (dieses Mal eine Suite mit Wohnzimmer, Küchenzeile, kleinem Flur und Schlafzimmer) verlassen und uns zwecks Nahrungsaufnahme in die Kälte hinaus wagen. Wir tigerten die Hauptstrasse entlang und freuten uns, bald die Leuchtreklame von “Pizza Hut” zu entdecken.
In unserer mittlerweile eingeübten amerikanischen Manier stellten wir uns an den Empfangstresen und warteten darauf, an unseren Tisch geführt zu werden. Dieses Mal bestellten wir ein “Dinner für zwei” mit Salat, Pizza und Refill-Getränken.
Das System haben wir noch immer nicht ganz durchschaut, aber wir haben ja noch eine Woche, um es zu kapieren. Man bestellt ein Getränk (das übrigens recht günstig und groß ist) und dann wird ständig nachgeschenkt.
Man merkte im Lokal, dass wir hier wieder in einer Gegend sind, in der hauptsächlich Indianer wohnen.
Beim Verlassen des Restaurnts wurden wir von einem solchen angesprochen, der uns erzählte, dass er vier Jahre in Deutschland in verschiedenen Städten gelebt hat.
Wieder ging es hinaus in die eiskalte Nacht und wir waren froh, ziemlich schnell wieder in unserem Hotel zu sein.
Nach Internet-Recherche soll das Wetter morgen zwar noch kalt, aber sonnig werden und so hoffen wir, dass wir morgen den “Canyon de Chelly” (gesprochen tschä-ii) wieder in die Natur können.
Heute haben wir nicht nur temperaturmäßig sondern auch fotomäßig den absoluten Minus-Rekord mit nur zehn Fotos erreicht.
Donnerstag, 29. Oktober 2009
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