Nach der lange durchgequatschten Nacht hatten wir uns vorgenommen, mal so richtig schön auszuschlafen. Das ließ leider der Berufsverkehr von San Francisco nicht zu. Wir versuchten, so zu tun, als würden wir nichts hören, als dann aber noch ein ganzes Feuerwehr-Geschwader mit typisch amerikanischem Alarm an unserem Hotel vorbei fuhr, war es mit der Nachtruhe endgültig vorbei.
Also bereiteten wir uns auf den Tag vor und nach der Morgentoilette ließen wir uns an der Rezeption einen Stadtplan und die Wegerklärung zum nächsten typischen Frühstücks-Café geben, das wir dann auch auf der Rückseite unseres Hotels sofort fanden. Wir sind ja nun schon einiges gewöhnt an amerikanischen Lokalen, aber dieses spezielle asiatische Ambiente überraschte uns nun doch etwas.
Nichts desto trotz bestellte Mirjam eine Waffel und Beate einen French-Toast und dazu den üblichen Kaffee zum Nachfüllen. Beim Frühstück studierten wir die City-Map und waren uns nicht ganz sicher, ob der Weg bis zum Pazifik zu Fuß nicht doch etwas zu weit sein würde.
Nachdem wir gesättigt waren, machten wir uns auf den Weg Richtung Norden. Beate war nicht sehr begeistert von San Francisco und seiner hügeligen Lage, wobei hügelig weit untertrieben ist!
Ganz plötzlich warf sich uns eine Bushaltestelle und gleich auch noch ein Bus in den Weg. Beate verfiel sofort wieder in ihre typisch deutsche Denkweise und blickte skeptisch auf die 4 Eingangsstufen. Noch während Mirjam im Stadtplan nachschaute, ob uns diese Buslinie überhaupt zur Fisherman’s Wharf bringen würde, fuhr der Busfahrer bereits die elektrische Rampe aus. Diese Rampe wurde ruckzuck heruntergefahren und ohne weitere Mühe konnte Beate in den Bus gelangen. Dort waren im vorderen Teil des Busses spezielle Sitze für Rollstuhlfahrer reserviert.
Nachdem Beate sich häuslich niedergelassen hatte, stand Mirjam mit den abgezählten Dollars vor dem Busfahrer und wollte bezahlen, so wie wir es am Abend vorher in unserem schlauen Heft gelernt hatten. Der Fahrer lehnte die Bezahlung ab: Rollis und Begleitpersonen fahren anscheinend kostenlos. Nach kurzer Berg- und Talfahrt erreichten wir die Pazifikküste. Während der Fahrt half uns eine nette ältere Dame, indem sie ausfindig machte, mit welchen weiteren Buslinien wir zur Golden Gate Bridge gelangen könnten.
Da die Endhaltestelle in der Nähe der Fisherman’s Wharf war, entschlossen wir uns, erst einmal dorthin zu wandern. Nachdem uns morgens schon der typischen San Francisco-Nebel fast bis ins Fenster unseres 11. Stocks waberte, löste er sich langsam auf und ein strahlend schöner Sonnentag erwartete uns. Nach einer kleinen Foto-Session am Strand schlenderten wir vorbei an netten Lokalen, kleinen Geschäften, Straßenkünstlern und Bettlern zum Pier 39.
Dort sahen wir einen richtig netten, kreativen Bettler, der sich im gelben Friesennerz und mit Angelrute auf einen guten Geldfang machte. Wir fanden die Idee so toll, dass wir ihn ansprachen. Er freute sich über unsere Freude und wir plauderten nett miteinander.
Auf dem Weg zum Pier 39 schossen wir schon mal die ersten Fotos von der im Nebel liegenden Golden Gate Bridge und von Alcatraz. Dabei störten uns merkwürdige Geräusche, die beim Näherkommen immer lauter wurden. Die Krawallmacher stellten sich als eine Riesenhorde Seelöwen heraus, die sich auf dem Pier sonnte. Da glühte wieder der Fotoapparat!
Wir überlegten, ob wir nun mit dem Bus zur Golden Gate Bridge fahren sollten, als wir einen Anbieter für Schiffsrundfahrten entdeckten. Ein paar Minuten später saßen wir bereits an Deck eines Ausflugsdampfers und kurz darauf ging es auch schon los zu einer einstündigen Fahrt zur Golden Gate Bridge und vorbei an Alcatraz.
Wir fanden die Golden Gate Bridge sehr beeindruckend, zumal sie bereits 1937 erbaut wurde. Diese 2789 m lange Brücke wurde nach 4 Jahren harter Arbeit und Kosten in Höhe von 35 Millionen US$ fertig gestellt. Die Brücke schwingt seitlich bis zu 8.4 m und die Kabel sind im Durchmesser 92cm dick.
So hatten wir gleich 3 Fliegen mit einer Klappe geschlagen: zum einen kamen wir richtig nah an die tolle Golden Gate Bridge heran, zum zweiten machten wir bei super Sonnenwetter einen schönen Schiffsausflug auf dem Pazifik und wir kamen dem Gefängnis Alcatraz richtig nahe. Bei unseren Nachforschungen fanden wir heraus, dass dieses Inselgefängnis seinen Namen von dem spanischen Wort für Pelikan hat.
Der Ausflug hat sich wirklich gelohnt und wir freuten uns schon darauf, abends die vielen Fotos anzusehen, die wir unterwegs geschossen hatten.
Auf der anderen Seite der Flaniermeile schlenderten wir auf dem Rückweg an sehr interessanten Geschäften vorbei. Zuerst inspizierten wir ein Schokoladen-Geschäft, dann gerieten wir unversehens in den tropischen Regenwald. Dieser stellte sich bei genauerer Betrachtung als Restaurant heraus.
Bald darauf sahen wir im Schaufenster eines Dekogeschäftes die kitschigsten Statuen und die glitzerndsten Kronleuchter, die wir je gesehen haben. Da interessierten uns natürlich auch die Preise und schon schlenderten wir zwischen den diversen Objekten herum. Ein Verkäufer machte uns die besten Angebote und wir wussten nicht so recht, wie wir ihn wieder los werden könnten. Er verwickelte uns in lange Gespräche und zeigte uns stolz seine Kuriositäten. Mehrmals versuchten wir, das Geschäft unauffällig zu verlassen, aber er holte uns immer wieder ein - dabei waren wir wirklich nicht die Zielgruppe für meterhohe Elefantenstatuen oder gruselig kitschigbunte Deckenlampen.
Als wir uns endlich losgeeist hatten, fanden wir es an der Zeit, unserem Magen mal wieder was mehr oder weniger Gutes zu tun und steuerten zum ersten Mal in Amerika einen Hamburger-Laden an. Auch hier gab es wieder Neues für uns zu sehen. Man gab seine Wünsche an und erhielt mit der Rechnung eine Nummer. Nun wartete man mit Blick auf die Küche auf seine Bestellung. Wenn man Glück hatte, wurde die entsprechende Nummer irgendwann mal aufgerufen und man konnte sein Essen in Empfang nehmen. Natürlich gab es auch in diesem Schnellrestaurant wieder spezielle Tische für Rollstuhlfahrer.
Nach der kurzen Verschnaufpause nahmen für den Rückweg unseren Bus und kamen so auf dem schnellsten Wege wieder zum Hotel. Dort wollten wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages am Pool im 6. Stock genießen, was wir auch taten.
Nach einem Zwischenstopp im Zimmer, rafften wir uns auf und suchten den nächstgelegenen Supermarkt. Diesen fanden wir einen Block weiter in der zweiten Etage und auch hier waren wir wieder überfordert von dem wahnsinnigen Angebot. Wir entschieden uns für Chicken Wings, Salat und frische Ananas. Für den nächsten Tag nahmen wir noch ein paar Getränke mit und dann schleppten wir unsere Beute Richtung Hotel.
Im Zimmer veranstalteten wir ein gemütliches King-Size-Picknick auf dem Bett und ließen es uns gut gehen. So ist unser zweiter Tag in San Francisco sehr viel netter und entspannter verlaufen als der erste. Leider haben wir nichts mehr von der Autovermietung gehört und somit steht unser blauer Impala noch immer in der schweineteueren Tiefgarage und der schöne neue weiße umgebaute Impala wahrscheinlich am Flughafen.
Freitag, 16. Oktober 2009
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