Um halb acht riss uns der Wecker mit einem schrillen Piepen aus dem Tiefschlaf. Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns schon so früh aus dem Bett zu quälen, denn es würde ein langer Tag werden.
Für den Donnerstag hatten wir uns viel vorgenommen. Es sollte von San Luis Obispo bis nach San Francisco gehen und das bedeutete ca. 390 km Fahrt über eine enge und kurvige Küstenstraße.
Dieses Mal beschränkten wir uns auf das Hotelfrühstück und da wussten wir mittlerweile auch, was uns erwarten würde, nämlich Toastbrot, Butter und Marmelade, Cornflakes und dünner Kaffee. Um genügend Kraft für den Tag zu sammeln, nahm Mirjam das Waffeleisen in Angriff und bereitete in geübter Routine eine fluffig-weiche Waffel zu.
Wieder einmal hieß es “Rucksäcke zusammenpacken” und schon konnten wir Richtung San Francisco aufbrechen.
Bei herrlichem Sonnenschein und warmen Temperaturen fuhren wir über die “SR 1" Richtung Carmel.
Bei dieser Strecke entlang der Pazifik-Küste handelt es sich um die “Traumstraße der Welt”. Wir konnten uns gar nicht sattsehen an den wilden Steilhängen, Klippen und verschiedenen Felsformationen. Nadelwälder, moosbedeckte Hänge und steppenartige Landschaften wechselten sich ab und hinter jeder Kurve zeigte das Meer ein neues Gesicht. Mal peitschte die Gischt an die Steilhänge, dann breitete sich eine Sandbucht bis zum Meer aus und wieder eine Wegbiegung weiter glitzerte das Meer türkisblau im Sonnenlicht. (Sorry, aber Beate hatte heute ihren poetischen Tag ;-))
Mirjam konnte die Schönheit der Landschaft nur teilweise genießen, denn sie musste sich vor allem darauf konzentrieren, das Auto sicher durch die Serpentinen zu lenken.
Deshalb wunderten wir uns etwas, dass uns alle paar Minuten ein Oldtimer entgegen kam. Später merkten wir, dass es sich wohl um ein Oldtimer-Treffen handelte, denn auf einem Parkplatz hatten sich zig Fahrer mit ihren in die Jahre gekommenen Fahrzeugen versammelt.
Trotzdem das Lenken so anstrengend war, waren wir doch froh, die Strecke in einem Auto zu bewältigen, denn uns trat schon der Schweiß auf die Stirn, wenn wir nur die Biker beobachteten, die uns mit ihren vollbepackten Fahrrädern entgegen kamen.
120 km und fast 2 Stunden später hatten wir das kurvenreiche Bergauf und Bergab hinter uns gebracht und wir gelangten nach Carmel.
Carmel wurde 1904 von Künstlern und Schriftstellern als Zufluchtsstätte gegründet. Diese haben sich sehr gegen die Modernisierung wie asphaltierte Straßen, Gas, Elektrizität und die Vergrößerung Carmels gewehrt. Durch strenge Vorschriften wurde viel vom Reiz des kleinen Künstlerstädtchens erhalten. Die Straßennamen findet man auf kleinen weiß lackierten Holzpfosten und Werbeschilder gibt es gar nicht.
Das wollten wir uns natürlich unbedingt ansehen. Also bogen wir Richtung Carmel ab, steuerten auf die Innenstadt zu und nach einigem Suchen, fanden wir einen Behindertenparkplatz. Wir machten einen kleinen Spaziergang durch die verträumten Gassen dieses faszinierenden Städtchens und waren begeistert von den vielen kleinen individuell gestalteten Häusern mit viel Kunst und Krempel.
Auf einer lauschigen Bank nahmen wir unser obligatorisches Sandwich (ein kleines durch zwei geteilt) zu uns und mussten dann auch weiter, denn es lagen noch mehr als 200 Kilometer vor uns bis San Francisco. Wir entschlossen uns, weiter an der Küste entlang zu fahren.
Es war in keinem Ort zu übersehen, dass hier in den USA bald Halloween gefeiert wird, denn überall wurden hunderte von Pumpkins (orange Kürbisse) angeboten.
Bald darauf fanden wir einen VistaPoint, der mit Picknick-Tischen ausgestattet war und dort legten wir eine gemütliche Kaffeepause ein. Mit Blick auf den tosenden Pazifik ließen wir uns von der Sonne wärmen.
Eine halbe Stunde später ging es dann weiter.
Unsere Wegplanung hatte sich etwas geändert, denn das Reisebüro hatte uns mitgeteilt, dass bei der Autovermietung am Flughafen ein anderes umgebautes Auto auf uns warten würde und wir dies dort abholen könnten. Etwas leichtgläubig wollten wir uns auf den Weg zum Internationalen Flughafen San Francisco machen. Leider fehlte uns geeignetes Kartenmaterial und so landeten wir mitten im Feierabendverkehr von San Francisco. Das bedeutete kilometerlange Staus auf sechsspurigen Autobahnen und verstopfte Straßen in der Innenstadt. Dazu kam noch, dass in der Innenstadt wegen einer Veranstaltung einige große Straßen gesperrt waren und so steckten wir stundenlang fest.
An einem besonders komplizierten Autobahnknotenpunkt (drei Autobahnkreuze hintereinander) verfuhren wir uns, waren plötzlich wieder in der falschen Richtung unterwegs und fluchten laut, denn wir steckten wieder mitten im Stau.
Gefühlte 15 Stunden später erreichten wir dann doch endlich die Alamo Autovermietung. Dort teilte man uns freudestrahlend mit, dass der von uns gewünschte Wagen bereit stünde und wir konnten uns das gute Stück auch gleich mal ansehen. Hochglänzend mit nur 7.000 Meilen auf dem Tachometer stand er vor uns.
Wir wollten gleich schon unser Gepäck umladen, wurden aber von den Mitarbeitern gebremst, da der Autoschlüssel für dieses Prachtstück nicht im Schloss steckte. Auch nach 1,5 Stunden Wartezeit war der Schlüssel nicht auffindbar. Unverrichteter Dinge und wieder einmal laut fluchend zogen wir mit unserer “alten Karre” wieder von dannen - mitten hinein in den Feierabend-Stau Richtung Stadtmitte San Francisco.
Da konnten wir dann auch noch einen Tankstopp einschieben, den Mirjam mit geübter Routine (immerhin war es schon das zweite Mal) erledigte.
Eigentlich hatten wir die Hoffnung schon aufgegeben, unser Hotel noch vor Mitternacht zu erreichen. Doch wir sollten uns täuschen: Bereits um 20.15 Uhr, nach nur 11 Stunden Fahrt hatten wir unser “Holiday Inn Golden Gateway” in der Van-Ness-Avenue erreicht!
Jetzt mussten wir nur noch unser blaues Geschoss für sage und schreibe 41 US$ pro Nacht in der Tiefgarage parken und konnten dann laut fluchend unser Zimmer beziehen. Zumindest das war wie immer bestens ausgestattet mit Roll-In-Shower und King-Size-Bett. Wir schenkten der Ausstattung allerdings weniger Beachtung, denn unser knurrender Magen forderte sein Recht.
Im Holidaycheck hatten wir schon herausgefunden, dass gleich um die Ecke ein gutes italienisches Restaurant zu finden wäre und so machten wir uns direkt auf den Weg. Wir gönnten uns zwei kleine Pizzen, die natürlich wieder den europäischen Rahmen sprengten und uns völlig überforderten.
Direkt danach ging es zurück ins Hotel, denn dort wartete endlich unsere Ruhestätte auf uns. Von Ruhe konnte natürlich noch nicht die Rede sein, denn erst mussten noch die Mails bearbeitet und der Blog vervollständigt werden.
Um 23.30 Uhr erschreckte uns das Klingeln des Zimmer-Telefons. Am Apparat war eine freundliche Dame von Alamo, die uns mitteilte, dass wir am nächsten Morgen unseren neuen Wagen ins Hotel gebracht bekommen würden. Wir sind gespannt!
Freitag, 16. Oktober 2009
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