Wieder einmal mussten wir früh aus dem Bett, denn es war klar, dass einige Kilometer vor uns lagen und die Strecke nicht ganz einfach sein würde. Also machten wir, dass wir fertig wurden und begaben uns Richtung Frühstückssaal. Obwohl man uns empfohlen hatte, dort mit dem Auto hinzufahren, war es unser sportlicher Ehrgeiz, die 20 Meter zu Fuß zu bewältigen.
Wider Erwarten schafften wir die Strecke mühelos und konnten uns danach bei dem typisch kontinentalen Frühstück stärken: labberiges Toastbrot, dünne Marmelade, künstlicher Orangensaft und dünner Kaffee. Das einzige was uns noch aufrecht erhielt, war die selbstgemachte Waffel.
Nach einer halben Stunde verließen wir diese gastliche Stätte und machten uns auf den Weg wieder in den Yosemite Nationalpark. Wir hatten noch die Eintrittskarten vom Vortag und brauchten somit nicht noch einmal bezahlen. Am “El Portal” begrüßte uns der freundliche Ranger mit “Welcome back!” Wir fuhren nur kurze Zeit auf der altbekannten Strecke und bogen dann ab auf die 120, den Tioga Pass hinauf.
Anfangs fuhren wir durch riesige verbrannte Waldgebiete, die wirklich traurig aussahen.
Dann wurde es mit jedem Höhenmeter grüner und waldiger. Einige Zeit durchquerten wir riesige Waldgebiete, die uns mit ihren tollen Herbstfarben begeisterten. Fast hätten wir im Vorbeifahren die Wasserfälle übersehen auch hier gab es wieder tolle Aussichten und an dem Druck auf den Ohren wurde uns klar, dass wir einige Höhenmeter hinter uns gebracht hatten. Am höchsten Punkt erreichten wir fast 3.300 Meter.
Hier erwarteten uns schneebedeckte Berggipfel, dunkelblaue Bergseen, riesige Felsen und die für diese Höhe typische Vegetation. Bei strahlend blauem Himmel genossen wir die Sierra Nevada. Nach drei Stunden Fahrt durch die unglaubliche Natur ging es langsam wieder bergab.
Es zogen einige Wolken auf und zu Mirjams Freude fielen sogar ein paar Schneeflocken. Wir waren immer wieder begeistert, welche neue Aussichten sich nach jeder Kurve boten.
Als wir dann meinten, jetzt könnte nichts Besseres mehr kommen, fuhren wir über einen Hügel und erblickten den blauesten See, den wir je gesehen hatten. Vor uns lag der “Mono Lake”, der in allen Blau- und Türkistönen schimmerte.
Am Abend vorher hatten wir uns aus unserem schlauen Heftchen bereits über diesen See informiert. Deshalb wollten wir ihn uns unbedingt näher ansehen.
Das Aufeinandertreffen von Frischwasserquellen unter dem See mit der Vulkanasche am Seeboden und dem stark salzhaltigen Seewasser bildet Türme, die “Tufa” genannt werden. Tufa sind kalksteinhaltige poröse Ablagerungen, die sich zu skurrilen, leicht verwitterten Stalakmiten formen.
Um Näheres zu erfahren über dieses Phänomen, besuchten wir das Visitor Center in der Nähe von Lee Vining. Während wir in aller Ruhe den Ausblick auf den See genossen, bemerkten wir plötzlich, wie eine dunkle Wetterfront vom Tioga Pass her auf den See zukam. Wir beschlossen möglichst schnell unser Auto wieder aufzusuchen und zum Südende des Sees zu fahren, bevor uns dieses Schlechtwetter einholen würde. Gesagt getan, schmiss Mirjam ein paar Kohlen aufs Feuer und wir schossen Richtung Südseite des Mono Sees.
Kaum hatten wir die Hauptstrasse erreicht, sahen wir einen Ranger, der bei der Zufahrt zum Tioga Pass das große Schild “Closed” anbrachte. Das bedeutete, dass 20 Minuten nach unserer Ausfahrt der Pass gesperrt wurde. Meine Güte hatten wir ein Glück! Und mit diesem Glück ging es auch fast so weiter.
Wir fuhren der Schlechtwetterfront davon zu den Tufas. Jetzt lag es nur noch an Mirjams Können bei Fotografieren die richtige Richtung zu wählen, denn die eine Seite des Sees war bereits in graue Wolken getaucht, während die andere Seite unter strahlend blauem Himmel leuchtete.
Wir schafften es tatsächlich, trockenen Fußes wieder weiterzukommen und beschlossen angesichts des Wetters direkt nach Mammoth Lake zu fahren, um dort unsere Einkäufe zu tätigen. Für den Abend und den nächsten Morgen musste vorgesorgt werden, weil das Hotel weit oberhalb des Ortes lag und wir von jeglicher Zivilisation abgeschnitten sein würden.
Leider erwischte uns das schlechte Wetter doch noch und als wir in den Supermarkt wollten, schlug uns ein Schneesturm entgegen. Wir kämpften uns bis zur Eingangstür durch Wind und Wetter und kauften schön langsam ein, in der Hoffnung, dass sich das Wetter bessern würde. Mit dem Resultat, dass wir 60 US$ für Essen und Getränke ausgaben und das Wetter weiterhin schlecht war.
In der Zwischenzeit hatte es so viel geschneit, dass Mirjams Freude über die schönen Schneeflocken stark nachließ und eher in eine Panik umschlug. So langsam fingen wir an, uns Gedanken darüber zu machen, wie wir am nächsten Morgen weiterkommen sollten. Passend zum Wetter sahen wir dann auch gleich mal den ersten Skilift. Hinter dem Lift entdeckten wir unser Hotel, rutschten mit unseren Sommerreifen auf den verschneiten Parkplatz und kämpften uns durch das Schneegestöber ins Hotel.
Hier erwartete uns eine gemütliche Lobby und tatsächlich flackerndes Kaminfeuer und Country-Musik. Kaum zu glauben, dass wir am Morgen noch im T-Shirt bei über 20 Grad losfuhren und jetzt bei -5 Grad hier auf 2.750 Meter ankamen.
Nach einem kurzen Check-in konnten wir unser gemütliches Zimmer beziehen. Während Beate sich im Zimmer schon mal häuslich einrichtete (Kaffee kochen, Heizung anwerfen und Bad besichtigen) wurde Mirjam wieder in den Sturm hinausgetrieben, um unseren schneebedeckten Impala in die Tiefgarage zu fahren und das Tagesgepäck hinauszuholen.
Mirjam lenkte das Auto um die Kurve und wollte durch den Schneesturm bergauf in die Garage fahren. Dabei kam sie bereits so ins Schlittern, dass sie sich entschloss, vorsichtig umzudrehen und lieber im Schnee vor der Tür zu parken als am nächsten Tag in einer zugeschneiten Garage zu stehen und den Berg nicht mehr herunter zu kommen.
Vollgepackt mit den Einkäufen und dem Gepäck war auch Mirjam froh, ein warmes Heim gefunden zu haben und so nahmen wir uns vor, die Hütte nicht mehr zu verlassen und es uns drinnen gemütlich zu machen.
Das einzige wozu wir uns noch aufraffen konnten, war einen heißen Tee zu kochen und den Wetterkanal anzusehen. Immerhin waren wir - und insbesondere Mirjam - beruhigt, dass für den nächsten Tag zwar Minus-Temperaturen aber immerhin Sonne angesagt war.
Nach unserer Tagesarbeit, dem Bericht schreiben und Fotos sortieren, holten wir unsere Einkäufe hervor, verteilten sie im ganzen Zimmer und hielten ein Ranger-Picknick ab. Nebenher lief amerikanisches Fernsehen und so langsam bemerkten wir, dass wir dem Programm ohne große Probleme folgen konnte. Das heißt, dass unser Englisch immer besser wird. Das merkten wir auch beim Check-in und weiteren Fragen an das Hotel-Personal. Trotzdem sind wir manchmal froh, deutsche Urlauber zu treffen und mit Ihnen Reiseerfahrungen auszutauschen, so wie heute morgen beim Frühstück in Mariposa.
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