Nach über zehn Stunden Tiefschlaf riss es Mirjam um viertel vor acht aus dem Bett unter die warme Dusche. Kurz darauf machte Beate es ihr nach. Während Beate sich die Zeit im Bad vertrieb, nahm Mirjam zum ersten Mal via Skype Kontakt nach Hause auf.
Dann wurde es schon wieder Zeit, aufzubrechen, denn ein paar Häuser weiter stand unser Frühstücksbuffet bereit. So richtig konnten wir uns mit der Auswahl ja nicht anfreunden, aber in der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen. Das hieß bei Beate, dass sie erst beim dritten Bissen bemerkte, dass sie ihre Blaubeermarmelade auf gesalzene Butter geschmiert hatte. Mirjam hatte es besser im Griff: Sie backte mit hausfraulicher Hand eine fluffig-weiche typisch amerikanische Waffel, die wir dann auch mit Ahornsirup und Puderzucker verfeinerten.
So gestärkt konnten wir nach Hollywood aufbrechen. Erstaunlicherweise fanden wir direkt die richtige Richtung und trotz Mirjams größter Bedenken schossen wir schon bald den zum Teil neunspurigen Highway entlang. Nach 45 Minuten erreichten wir den Sunset Blvd. und suchten erst einmal eine Pharmacy auf, denn Beate plagten seit zwei Tagen heftige Schmerzen am Zahnfleisch. Unser kleines gelbes Wörterbuch konnte leider nicht weiterhelfen, aber unser Internet-Leo wies uns den richtigen Weg: teethridge inflammation oder stomatitis. Wir dachten, das würde uns sicher weiterhelfen, was es aber nicht tat. Auf jeden Fall verstand der Apotheker kein Wort. Erst als die Erklärungen mit Händen im aufgerissenen Mund erfolgten, konnte er uns weiterhelfen. So lernten wir auch gleich mal, dass “Zahnfleisch” einfach nur “gum” heißt.
Nach kurzer Verarztung im Auto fuhren wir weiter zum Walk of Fame, parkten widerrechtlich ohne Bedienung der Parkuhr und latschten los Richtung Trubel. Etwas enttäuschend war der Anblick des berühmten Walk of Fame, was uns aber nicht davon abhielt, ihn von vorne bis hinten zu beschreiten.
Auf dem Rückweg kamen wir an Madame Tussaud’s Wachsfiguren-Kabinett vorbei und stolperten auch gleich mal rein, ohne zu wissen, was uns dort eigentlich erwartete. Schon am Eingang begrüßte uns Barack Obama und wir waren gespannt, was uns noch erwarten würde. Am Anfang stellten wir uns noch etwas zaghaft neben die lebensechten Figuren aber von Raum zu Raum wurden wir mutiger und machten alle möglichen Faxen.
Wir verließen das Wachsfiguren-Kabinett und blickten erstaunt zum Himmel: aus grauen Wolken war ein strahlend blauer Sonntagshimmel geworden. Zu unserer Freude konnten wir von einer Aussichtsplattform ein tolles Foto von den Hollywood-Hills mit dem berühmten Schriftzug machen.
Mirjam hatte noch das Glück, sich zwei Sekunden neben den Stern von Michael Jackson hocken zu können, bevor die Menschenmassen drohten, sie weg zu drücken. Auf unserem Weg zum Auto trafen wir noch Sponge Bob, Badman und Marilyn Monroe.
Da wir viel länger als erlaubt geparkt hatten und das noch ohne Bezahlung, waren wir uns sicher, unser Auto wäre abgeschleppt worden und als wir in die Straße kamen, wo unser Auto hätte sein sollen, war es tatsächlich weg. Allerdings nur wegen unserer eigenen Blödheit: Wir waren bereits daran vorbei gelaufen.
Nachdem wir das Auto also gefunden hatten, setzten wir uns in Bewegung zum Santa Monica Pier.
Unterwegs machten wir einen Abstecher durch die Straßen mit den wunderschönen Häusern von Beverly Hills. Etwas irritiert hat uns dabei der üppige Helloween-Schmuck an und vor den Häusern.
Nach der ausgiebigen Tour durch viele Straßen landeten wir wieder auf unserem Santa Monica Boulevard Richtung Venice Beach.
Wir entschieden uns, trotz Geiz, auf einem 8 US$ teuren öffentlichen Parkplatz zu parken. Aber wie wir ja schon wußten, werden Behinderte hier sehr bevorzugt behandelt und so fragten wir unschuldig nach einem Handicap-Parkplatz. Dafür musste Beate ihren Parkausweis vorzeigen und wir haben dem Wärter klar gemacht, dass dieser Ausweis unbegrenzt gültig ist. Zack, hatten wir 8 US$ gespart.
Ausgerüstet mit unseren Picknick-Plastiktüten spazierten wir zwischen Inline-Skatern, Joggern und Fahrradfahrern den Strand entlang, machten es uns auf einer Bank gemütlich und genossen unsere trockenen Salamibrote, Tomaten und das gute Wetter.
Bald darauf ging es wieder heimwärts über den Sepulveda Boulevard. Um 17.15 Uhr fuhren wir vor unserem Häuschen vor. Unterwegs müssen wir von einer Tse-Tse-Fliege gebissen worden sein, denn kaum sahen wir unser Bett, lagen wir auch schon darin. Endlich stand der erste amerikanische Kinoabend an und wir konnten Dr. House auf englisch genauso wenig verstehen wie zuhause auf deutsch. Dann war der Tagesbericht noch fällig und nach einem üppigen Reste-Mahl (alter Salat mit Soße und trockenes Brot mit drei Scheiben Salami) fielen wir schon wieder in einen Tiefschlaf.
Montag, 12. Oktober 2009
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