Heute wollten wir uns mal einen ruhigen Tag gönnen und beschlossen, länger auszuschlafen.
Als wir um elf Uhr das Hotel verließen, schlenderten wir die Van Ness Avenue hinunter und schauten uns diverse Frühstücks-Cafés an, bis wir das richtige für uns gefunden hatten. In einem modernen Kaffee-Shop ließen wir uns nieder und mit Zucchini- und Citrus-Bread starteten wir in den Tag.
Unser Weg führte uns weiter die Van Ness Avenue hinunter zum Rathaus von San Francisco, das der Basilika in Rom nachempfunden wurde. Schon auf der Hinfahrt hatten wir einen Blick darauf werden können und wollten das Ganze unbedingt aus der Nähe betrachten. Sämtliche Gebäude der Stadtverwaltung sowie das Asian Art Museum und das Opernhaus lagen nahe beieinander und so hatten wir viel Zeit, alles in Ruhe zu bewundern.
Auf einem der zahlreichen großen Plätze gerieten wir mitten in eine Friedens-Demo. Allerdings verzogen wir uns lieber schnell wieder, denn wir wollten nicht in irgendwelche Schwierigkeiten geraten.
Im Stadtplan hatten wir am Abend vorher einen tollen Park entdeckt, den wir auch noch besichtigen wollten. Dieser lag allerdings am anderen Ende der Stadt. Mittlerweile sind wir jedoch San Francisco-Profis und stellten uns direkt an die nächste Ecke, um auf den passenden Bus zu warten. Einige Minuten später kam dieser dann auch und so gelangten wir auf einfachstem Wege zum Golden Gate Park.
Die Tutanchamun-Ausstellung ließen wir links liegen, denn bei dem traumhaften Sonnenwetter wollten wir lieber den Park genießen. So schlenderten wir über die schönen Wege, gönnten uns auf amerikanische Art einen Hot Dog “New Yorker Style” und machten uns auf die Suche nach dem Stow Lake. Wir durchquerten den schönen Rosengarten und umrundeten dann den See, an dem viele Amerikaner ihren Samstag Nachmittag verbrachten. Hier wurde Boot gefahren, Enten und Fische gefüttert und vor allem ein Picknick eingenommen. Dies artete auch in riesige Barbecue-Treffen aus.
Mirjam hatte mittlerweile schon wieder “Füße” und Beate hatte “Arme” und so machten wir uns auf den Rückweg zur Bushaltestelle.
Wie die alten Hasen enterten wir den gerade ankommenden Bus und ließen uns bis zur Van Ness Avenue bringen. Dort mussten wir die Buslinien wechseln, aber das ist für uns gar kein Problem mehr und so ging es innerhalb weniger Minuten wieder zurück zum Hotel in die Nähe der California Street.
Dort stand für Mirjam das nächste Abenteuer an: Sie wollte unbedingt noch die letzte Besonderheit San Franciscos genießen und eine Fahrt mit dem Cable Car machen.
Das Cable Car “Van Ness” ist das älteste in San Francisco von 1873. Damals wurden die Straßenbahnwagen normalerweise von Pferden gezogen. Dies war allerdings wegen der steilen Hänge in San Francisco nicht möglich. Die Elektrizität war auch noch nicht weit genug, um sie wirklich nutzen zu können und so wurde das mechanische System der Cable Cars eingeführt. Ein unterirdisches Kabel dreht sich fortlaufend mit einer Geschwindigkeit von 15 km/h. Der Fahrer hängt den Wagen mit Hilfe einer Stange (einem sog. Greifer) an das Stahlzugseil ein, lässt dieses beim Bremsen wieder los. Von den vielen Linien, die vor 1906 existierten, sind nur noch 3 in Betrieb.
Mirjam nutzte diese Fahrt und fuhr an mehreren Stationen vorbei, beobachtete genau, wie der Fahrer diese spezielle Mechanik bediente und sah sich aus dem offenen Wagen weiter interessante Stadtteile von San Francisco an. Um wieder zum Ausgangspunkt zurück zu kommen, musste Mirjam in ein anderes Cable Car umsteigen, dem man auch gleich mal anmerkte, dass es etwas älter war, denn an einer der Haltestellen stoppte das Car und war nicht zum Weiterfahren zu bewegen. Fahrer und Schaffner rissen an den Hebeln, aber es tat sich absolut nichts. Erst als einige der Passagiere ausstiegen und das Car kräftig anschoben, ging es wieder weiter. Also alles schon ein bisschen wie im vorletzten Jahrhundert.
Als Mirjam zur Haltestelle zurück kam, kam Beate gerade begeistert aus dem Hotel gerollt, denn sie hatte sich in der Zwischenzeit im Veranstaltungssaal des Hotels vergnügt. Ihr war es an der Haltestelle zu kalt geworden und so war sie zurück ins Hotel gelangt. Dort war es schon in der Lobby sehr voll und neugierig wie sie nun mal ist, musste sie unbedingt rausfinden, was da wohl los war. Also machte sie sich auf den Weg in den hinteren Teil des Hotels, wo ein großer Veranstaltungssaal zu finden war. Dort ging es richtig zur Sache. Beate staunte nicht schlecht, als sie dort viele Tanzpaare sah, die sich im Takt der Westernmusik wiegten. Bei genauerem Hinsehen fiel ihr auf, dass es sich bei allen Tänzern um Männer handelte.
Später stellte sich dann heraus, dass sie mitten in das “Sundance Stompede” geraten war, das ihr jährliches Country-Western-Tanzwochenende für Gays mit mehreren hundert Teilnehmern aus dem ganzen Kontinent veranstaltete.
Zum ersten Mal während unserer Reise sind wir für kurze Zeit getrennter Wege gegangen und schon erlebten wir zweimal so viel, als wenn wir gemeinsam unterwegs sind.
Nachdem Mirjam ihre Cable Car Fahrt dann doch noch heil hinter sich gebracht hatte, mussten wir als Rollstuhltänzer natürlich unbedingt an diesem interessanten Tanzfestival teilnehmen. Nach anfänglichem Zögern trauten wir uns auf die riesige Tanzfläche, mischten uns unter die Paare und legten einen Cha-cha, eine Rumba und einen Jive aufs Parkett.
Leider mussten wir dann diese interessante Veranstaltung verlassen, denn wir hatten noch vor, in einem guten Steak-Restaurant Abschied von San Francisco zu nehmen. Außerdem war mal wieder Kofferpacken angesagt. Am nächsten Tag wird es sehr anstrengend werden, denn wir haben fast 500 km Weg vor uns und möchten auch an unserem neuen Ziel dem Yosemite Nationalpark viel besichtigen.
Schnell schmissen wir uns in elegantere Garderobe und nach einer Katzenwäsche ging es ins Steak House, wo wir uns mit einem hervorragenden “Petit Filet”, French Fries und gebackener Kartoffel verwöhnen ließen. Dies riss zwar ein größeres Loch in unsere Reisekasse, aber man gönnt sich ja sonst nichts...
Sehr lange durften wir uns in dem tollen Lokal nicht aufhalten, denn nach dem Essen stand noch Kofferpacken und Autoeinräumen auf dem Programm.
Samstag, 17. Oktober 2009
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