Bis in den frühen Morgen plauderten wir bei dem Geräusch von Dauerregen. So gegen halb zwei fielen uns dann endlich mal die Augen zu und um 8.00 Uhr in der Früh wurden wir durch bereits ausziehende andere Gäste geweckt. Nach den morgendlichen Körper-Renovierungsarbeiten hieß es mal wieder “Tasche packen” und dann machten wir uns auf die Suche nach dem nächsten Frühstückslokal. Die gerade gestylten Frisuren fielen gleich wieder dem immer noch anhaltenden Regen zum Opfer.
Drei Blocks weiter fanden wir “Cajun’s Kitchen”, ein typisch amerikanisches Frühstückslokal. Einen Tisch fanden wir relativ schnell, aber die Auswahl auf der Speiskarte überforderte uns etwas.
Da wir in einem Alter sind, in dem man noch aus Fehlern lernt, bestellten wir dieses Mal ein Ham-and-Cheddar-Omelett und baten dann darum, dieses für zwei Personen zu teilen. Das war eine sehr gute Entscheidung. Beide Teller waren gefüllt mit einem reichhaltigen Omelett und Kartoffel-Rösti und zusätzlich gab es für den kleinen Hunger zwischendurch noch Blaubeer-Muffins mit Vanille-Eis.
Während des Essens waren wir uns nicht sicher, ob wir den Nachtisch zusätzlich bestellt hatten oder ob dies zur Mahlzeit dazu gehörte, denn wie so oft konnten wir den in kalifornischem Dialekt gemurmelten, maschinengewehrartig schnellen Ausführungen der Bedienung nicht wirklich folgen. So nickten wir alles freundlich ab und ließen uns überraschen.
In der Zwischenzeit nahmen am Nachbartisch zwei Polizisten der Highway-Patrol Platz, die uns mit ihrer Kriegswaffen-Ausrüstung schon etwas einschüchterten (Pistolen, Schlagstöcke, Handschellen und diverse andere Utensilien).
Wir waren wirklich sehr bemüht, alles aufzuessen, aber dennoch mussten wir uns einen Muffin zum Mitnehmen einpacken lassen, denn wir schafften es einfach nicht. So machten wir uns mit unserem Doggy-Bag auf in Richtung Hotel, ließen uns noch einmal schön nassregnen, schmissen den Fön an und checkten an der Rezeption aus. Ruck zuck war unser Nachtgepäck, der Rollstuhl, Beate und die Fahrerin wieder verladen und los ging es Richtung Norden nach San Luis Obispo.
Der Weather-Channel hatte uns für nachmittags besseres Wetter angekündigt, von dem bisher aber noch nichts zu bemerken war. Auf unserem Weg begleiteten uns dunkelgraue Wolken, Nebel und starker Regen.
Zwischenzeitlich näherte sich die Tanknadel langsam dem roten Bereich und ob wir wollten oder nicht, es blieb uns nichts anderes übrig, als das Abenteuer Tankstelle zu bewältigen. Wir nahmen die nächste Ausfahrt und fanden tatsächlich kurz darauf eine Tankstelle.
Mittlerweile hatten wir wenigstens schon einmal ausprobiert, wie der Tankdeckel aufging und heraus gefunden, welches Benzin wir benötigten. Jetzt ging es nur noch darum, die Zapfsäule zu bedienen. Aus unserem schlauen Heft von Dertour hatten wir die Info, dass erst bezahlt werden müsse und dann getankt werden könne. Dazu sollte man die Kreditkarte in die Tanksäule stecken und als PIN die Postleitzahl des Wohnortes angeben. Leider funktionierte diese Methode schon mal nicht. Also marschierte Mirjam mit der Karte in den Tankshop, lies dort 45 US$ von der Karte abbuchen und, oh Wunder, es kam Benzin aus dem Schlauch und wir konnten unseren Wagen volltanken. Dafür dass wir vor dem ersten Tanken so viel Panik hatten, lief es doch recht reibungslos und für das nächste Mal wissen wir Bescheid.
Nach ca. 80 Meilen hörte es tatsächlich auf zu regnen und so bogen wir kurz vom Highway 101 ab nach Pismo Beach. Natürlich parkten wir als Behinderte wieder direkt am Strand und konnten auf dem Pier über das tosende Meer laufen.
Zuerst faszinierten uns die gewaltigen Wellen, dann fanden wir Gefallen an den Möwen bis wir auf der anderen Seite des Piers die zahlreichen Surfer entdeckten, die sich waghalsig von den hohen Wellen tragen ließen. Eine ganze Weile beobachteten wir das aufregende Treiben der Wellenreiter, die sich teilweise fast gegenseitig überfuhren. Dann wurden wir abgelenkt durch hunderte großer Vögel, die sich im Wind knapp über den Wellen treiben ließen. Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass es sich um Pelikane handelte. Schade eigentlich, dass man sie nicht richtig aus der Nähe sehen konnte.
So langsam lies sich auch die Sonne mal blicken und wir machten uns auf den Rückweg zum Auto.
Zu unserem Glück hatte es sich tatsächlich ein Pelikan auf einer Lampe am Pier bequem gemacht und wir waren begeistert, ein Foto fast aus der Nähe schießen zu können. Aber dieser Pelikan war wohl darauf bedacht, in unsere Memoiren aufgenommen zu werden. Etwas unbeholfen startete er, drehte eine Runde über den Pier und lies sich auf dem Geländer direkt neben uns nieder. So ganz geheuer war uns dieser riesige Vogel ja nicht, vor allem weil er immer etwas argwöhnisch in unsere Richtung blickte.
Nach zehn Minuten hatte er dann wohl den Schnabel voll, erhob sich mühsam in die Lüfte und segelte davon. Wir schauten ihm sehnsüchtig nach und wunderten uns, warum die anderen Besucher in lautes Lachen ausbrachen. Dann sahen wir es selbst. Unser neuer Fotostar hatte nur eine kleine Runde gedreht und saß jetzt wieder direkt hinter uns auf dem Geländer. Wir schossen noch einige Fotos und schlenderten dann in gemütlichem Touri-Tempo zurück zum Auto.
Jetzt waren es nur noch ein paar Meilen bis zu unserem nächsten “Ankerplatz”, den wir ohne weitere Vorkommnisse (und das ist bei uns was besonderes) ansteuerten. Gleich vor dem Eingang hatte wir das Problem, wo wir parken sollten, denn es standen sechs Behindertenparkplätze zur Verfügung und da fiel die Entscheidung schon etwas schwer.
Im Hotel selbst lies der behindertenfreundliche Eindruck erst einmal nach wegen der hohen Rezeptions-Theke. Wir regelten unser Check-in und wurden dann um die Ecke gebeten zum speziellen Rollstuhl-Desk in Sitzhöhe. Selbstverständlich war das Zimmer mit Kingsize-Bett und Roll-in-Shower für uns reserviert und schon zum Einzug bereit.
Schnell hatten wir unsere “sieben Sachen” ausgepackt und konnten uns der nächsten Herausforderung stellen: zum ersten Mal Internet über W-LAN. Unsere diversen Versuche schlugen natürlich fehl und so nahm Mirjam den Laptop unter den Arm und marschierte Richtung Rezeption. Dort stellte sich heraus, dass wir gar nicht zu blöd waren, sondern dass die W-LAN-Verbindung von unserem Zimmer aus einfach zu schwach war. Aber was tut man nicht alles, um die Daheimgebliebenen an unseren Taten teilhaben zu lassen und so setzte Mirjam sich mit dem Laptop halb auf den Balkon, um doch noch eine Verbindung in die Heimat herzustellen.
Damit waren unsere Taten des Tages noch nicht getan. Es musste noch die Planung des nächsten Tages vorgenommen und die Route ausgearbeitet werden.
Dann überfiel uns langsam der Hunger. Wir schnappten uns unsere Doggy-Bags aus dem Restaurant vom Vortag, marschierten in den Hotel-Frühstücksraum, schmissen die Mikrowelle an und wärmten unser noch immer reichhaltiges Nudelgericht auf. Zurück im Zimmer veranstalteten wir ein Picknick mit unseren Essensresten und den letzten Getränken.
Diesen Tag beendeten wir etwas früher, denn uns war klar, der nächste Tag würde sehr anstrengend werden.
Donnerstag, 15. Oktober 2009
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