Wir nahmen den kürzesten Weg über die Indian-Route 59 und kamen später in Kayenta an unserem Hotel vorbei, indem wir vor einigen Tagen übernachtet hatten. Der Himmel war nach wie vor stahlblau und keine einzige Wolke ließ sich blicken. Richtung Grand Canyon wurde es auch langsam wärmer.
Um den “South Rim” im Nationalpark zu erreichen, fuhren wir durch den Osteingang. Die Dame an der Kasse begrüßte uns freundlich und übergab uns Infomaterial, das zum Teil sogar in deutscher Sprache war. Aufgrund des Rollstuhls bekamen wir eine Sondergenehmigung, mit der wir im Grand Canyon auch Routen fahren dürfen, die normalerweise mit dem Privat-PKW nicht zugänglich sind.
Auf dem Weg zu unserem Hotel kamen wir am” Desert View Point”, am “Lipan” und “Moran” vorbei. Außerdem besuchten wir die Tusayan-Ruinen, die ein prähistorisches “Pueblo” (indianische Siedlung) sind. Auch hier machten wir wieder Bekanntschaft mit den Bauten der Anasazi, was soviel bedeutet wie “die aus der Vorzeit stammenden”.
Nach dem “Grand View” ging es zum “Yaki Point”, der nur mit Shuttle Bussen zu erreichen ist. Wir mit unserer Sondergenehmigung waren die einzigen, die dort mit ihrem PKW parkten. Endlich konnten wir das Panorama und vor allem die absolute Stille dieses atemberaubenden Canyons genießen. Es ist schon ein besonderes Erlebnis, direkt über dem Canyon zu stehen und keinen einzigen Laut zu hören: weder Vogelgezwitscher noch das Rauschen der Bäume.
Leider gab das Zimmer nicht her, was uns versprochen wurde. Wir hatten zwar zwei große Queen-Size-Betten, aber das Bad war extrem eng und außerdem mit einer Badewanne ausgestattet.
Nach kurzer Lagebesprechung nahmen wir unsere Zimmerkarten und kurz darauf standen wir wieder an der Rezeption, denn in unserem Hotel-Voucher war eine befahrbare Dusche bestätigt worden. Die nette Rezeptionistin hatte wohl schon damit gerechnet und bereits ein anderes Zimmer für uns ausgesucht. Sie brachte jedoch ihre Bedenken an, da das Schlafzimmer nur ein King-Size-Bett von 2 x 2 Metern Größe hatte. Sie bot Mirjam jedoch an, sie könne im Wohnzimmer auf der Ausklappcouch schlafen. Daraufhin starteten wir eine erneute Zimmerbesichtigung, um eine adäquate Übernachtungsmöglichkeit zu erhalten.
Auf den ersten Blick waren wir mit unseren neuen Räumlichkeiten recht zufrieden. Wieder einmal hatten wir eine Suite ergattert mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küchenzeile, kleinem Flur und großem Badezimmer mit befahrbarer Dusche. Allerdings war diese Dusche mal wieder mit einem klapperigen Melkschemel versehen und wir machten uns Gedanken, wie wir an einen Garten-Plastikstuhl kommen könnten. Der Außenpool vor unserer Haustüre war geschlossen und eine Terrasse mit entsprechender Möblierung leider nicht vorhanden.
Also wendeten wir uns wieder an die Rezeption und bald darauf klopfte es an der Tür und die nette Rezeptionistin stand mit einem zweiten Melkschemel vor unserer Suite. Da aber zwei Melkschemel auch nicht besser sind als einer, baten wir um Umtausch gegen einen gemütlichen Gartenstuhl mit Arm- und Rückenlehne. Die arme Frau durchsuchte das ganze Areal und hier handelte es sich um ein wirklich großes Hotel mit weiten Wegen, doch einige Zeit später brachte sie das gewünschte Utensil.
Nunmehr bestens ausgestattet, konnten wir mit dem Ausräumen des Autos beginnen und leider musste Mirjam jetzt auf die Wohnzimmercouch verzichten, da wir unser gesamtes Gepäck auf Sofa, Sessel und Wohnzimmertisch verteilt hatten.
Zum Auspacken hatten wir erst einmal keine Lust und machten einen kleinen Rundgang durchs Hotel, besichtigten den Wintergarten, den Spa-Bereich und den offenen Kamin in der Lobby.
Bis zum Abendessen mussten wir uns noch ein bisschen gedulden, denn hier in Arizona haben wir mal wieder eine andere Zeit und müssen zum viertausenddreihundersiebenundsechzigsten Mal (gefühlt) die Uhr umstellen. Das gleiche wahrscheinlich morgen wieder, da ab dem 1. November auch Arizona die Winterzeit beginnt. Leider sind wir uns nicht sicher und werden somit einfach in den Tag hinein leben. Wegen der Zeitumstellung sind wir langsam etwas verzweifelt, denn auch im Fernsehen gibt es natürlich unterschiedliche Uhrzeiten, je nach Staat,und zusätzlich sind die Zeiten in den Indianer Reservaten nochmal anders. Wer soll da noch durchblicken?
Also geduldeten wir uns noch eine Stunde länger und marschierten dann ins hoteleigene Restaurant, in das gerade eine Busladung Japaner eingebrochen war.
Zum ersten Mal hat uns in den USA ein Restaurant so richtig gut gefallen. Hier kamen viele Dinge zusammen, die uns in anderen Lokalen einfach fehlten: die Temperatur war angenehm warm, das Ambiente stimmte, wir aßen von Porzellan-Tellern auf Stoffsets, hatten Stoffservietten und durften ausnahmsweise unsere Getränke aus Gläsern und nicht aus Plastikbechern zu uns nehmen. Und das Beste zum Schluss: sogar das Essen hat super geschmeckt.
Mirjam aß ein typisch amerikanisches Wiener Schnitzel mit Pommes (Original-Ton Mirjam: “bei Pommes kann man nichts falsch machen”) und Beate wagte sich an eine regionale Spezialität, den Navajo-Taco Mittlerweile waren wir auch so ausgehungert, dass wir die typischen, großen Portionen fast bewältigten.
Zwischendurch hatten wir noch viel Spass, denn es war Halloween und wir sahen einige verkleidete Kinder. Und auch Erwachsene machten vor den Gruselmasken nicht halt.
Am Nachbartisch saßen einige Japaner und wir waren ganz furchtbar neugierig, wie lange sie für die USA-Rundreise eingeplant hatten. Beate wollte es unbedingt wissen uns sprach sie kurzerhand darauf an. Es entwickelte sich ein nettes Gespräch, in dem wir erfuhren, dass sie die Rundreise Los Angeles -Monument Valley - Grand Canyon - Las Vegas - Los Angeles mit nur vier Übernachtungen durchzogen. Und dann erzählten sie uns noch von ihren Plänen für den nächsten Tag. Sie wollten zum Sonnenaufgang um 5.30 Uhr in den Grand Canyon. Für uns undenkbar! Zum einen würden wir nie unsere Hintern so früh aus dem Bett bewegen und zum anderen wissen wir (wie oben bereits erwähnt) nicht einmal die richtige Uhrzeit!
Gut gesättigt verzogen wir uns auf unser Zimmer, wo es mittlerweile kuschelig warm geworden war dank der auf höchster Stufe heizenden Klimaanlagen.
Wir freuen uns schon auf die nächsten zwei Tage, wenn wir in aller Ruhe den Grand Canyon besichtigen können. Es soll sonnig bleiben und noch etwas wärmer werden. Also genau das richtige Wetter für Ausflüge in die Natur.