Mirjam wurde vom Arzt gleich einer genauen Untersuchung unterzogen. Dazu gehörte eine Halsuntersuchung, Brust abhören und Blutdruck messen. Dann bekamen wir ein paar Tabletten in die Hand gedrückt und konnten wieder unseres Weges ziehen.
Seit dem frühen Morgen hatte es wieder heftig geregnet und so fiel es uns gar nicht sooo schwer, unsere Koffer zu packen und uns für den Check-out zur Rezeption zu begeben. Dort erwartete uns eine lange Schlange, denn die Balinesen nahmen alles sehr genau und arbeiteten ein wenig umständlich. Irgendwann waren wir dann doch noch an der Reihe, bekamen unsere Rechnung über fast 4.000.000 Rupien und warteten dann vor dem Hoteleingang auf unser Taxi, das uns zum Flughafen bringen sollte.
Einige Augenblicke später traf ein japanischer Kleinwagen ein und wir schauten etwas skeptisch, ob wir und unser gesamtes Gepäck inkl. Rollstuhl überhaupt mitfahren konnten. Am Ende passte alles rein, aber der Rollstuhl musste auf den Rücksitz und auf den Rollstuhl wurde noch einer der Koffer gepackt. Der Taxifahrer hatte ziemliche Angst um seine gelben Ledersitze, aber wir ließen uns nicht beirren und eine halbe Stunde später hatten wir uns durch den balinesischen Verkehr gedrängelt und kamen heil am Flughafen an.
Zwei junge Männer kamen mit einem Gepäckwagen angelaufen, luden unsere Koffer auf und begleiteten uns bis zum Durchleuchten und dem Check-in-Schalter von Singapore Airlines. Dort wurde ohne großes Aufhebens unser Übergepäck gewogen und eingecheckt.
Noch während der Prozedur stand schon ein Assistent hinten dran und brachte uns zügig durch die Kontrollen bis zum Gate. Dann blieb uns noch eine halbe Stunde um unsere letzten Rupien auszugeben, was wir auch nutzten und jede Menge Hustenbonbons für Mirjam einkauften.
Am Gate zurück, wurden wir nach einer halben Stunde Wartezeit als erste in den Flieger gebracht und konnten unsere Plätze in der 36. Reihe einnehmen. Schon beim Einchecken hatte man uns mittgeteilt, dass wir drei Plätze für zwei Personen bekommen würden.
Als wir in den Flieger kamen, fielen uns gleich die tollen langen Kleider der Flugbegleiterinnen auf, die wie Saris aussahen. Während des zweistündigen Fluges waren wir ganz schön beschäftigt. Der kleine Fernseher in der Rückenlehne des Vordermannes zeigte nicht nur über 40 Filme, sondern hatte auch diverse Musikkanäle anzubieten und verfügte außerdem über eine Spielkonsole.
Leider hatten wir gar nicht viel Zeit, uns damit zu beschäftigen, denn nach dem heißen Erfrischungstuch kam bald schon das Menü, zu dem es roten oder weißen Wein gab. Dann schaffte man es gerade noch, eine Tasse Kaffee zu trinken und die üblichen Einreiseformulare auszufüllen und schon hieß es wieder “Anschnallen” für den Landeanflug.
Was uns dann erwartete, übertraf alles, was wir an Geschwindigkeit je an einem Flughafen erlebt haben - und wir haben mittlerweile viele Flughäfen gesehen! Der letzte Passagier hatte seinen Fuß noch nicht aus der Tür gesetzt, da stand auch schon eine Asiatin mit dem Aisle-Chair neben Beates Sitz. Schnell ging es durch den Gang auf die Gangway und dort wurde gerade der Rollstuhl gebracht.
Ein freundlicher Mitreisender erklärte sich bereit mitzuhelfen, Beate in den Rollstuhl zu heben, da unsere kleine Asiatin alleine das nie bewältigt hätte. Dann aber ließ sie sich das Ruder (oder die Rollstuhlgriffe) nicht mehr aus der Hand nehmen.
Schwungvoll schob sie Beate durch den halben Flughafen und Mirjam musste direkt rennen, um mithalten zu können. Die Zoll- und Visa-Abwicklung passierte sozusagen im Vorbeilaufen und schon bald standen wir am Kofferband. Nicht mal eine Minute später hatten wir unsere drei riesigen Gepäckstücke gefunden und unsere Helferin schmiss diese schwungvoll auf den Gepäckwagen, so dass Mirjam gar nicht erst zum Zuge kam.
Auch dann wurden wir noch nicht aus ihren Klauen befreit und sie schob Beate bis zum Taxi-Stand. Dort wurden wir einem Taxi zugewiesen und Beate stellte sich an die Beifahrerseite (wieder einmal links) und Mirjam hatte fast keine Chance, sich für Hilfestellungn daneben zu stellen, denn unsere Helferin war nicht abzudrängen.
In der Zwischenzeit lud der Fahrer Koffer und Tasche ein, setzte sich dann ans Steuer und schlug die Fahrertür zu. Beate konnte ihn gerade noch dazu überreden, nicht direkt abzufahren, denn Mirjam und Rollstuhl standen noch draußen. Er schaute sich verwirrt um und meinte dann, für weitere Dinge sein kein Platz mehr im Taxi. Mirjam, die davon nichts mitbekommen hatte, öffnete die hintere Tür und wollte den Rollstuhl auseinander bauen, um ihn dann einzuladen.
Abgelenkt durch das merkwürdige Verhalten des Taxifahrers achtete sie zwei Sekunden nicht auf unsere eifrige Helferin, die die Situation nutzte und gleich mal den Rollstuhl an beiden Hinterrädern hochhob. Dabei drehte sich der Sitz und die Rückenlehne knallte auf den Boden. Etwas hilflos stand sie nun mit dem umgekippten Rollstuhl vor dem Auto und der Taxifahrer wurde bereits ungeduldig, denn ihm dauerte das alles viel zu lange.
Mirjam nahm der Asiatin jetzt wirklich den Rollstuhl und die Verantwortung aus der Hand, nahm die Räder ab und verlud alles auf dem Rücksitz des Taxis, schaffte es dann gerade noch, selbst einzusteigen und unsere freundliche Helferin Gott sei Dank zu verabschieden.
Mit rasantem Tempo schossen wir aus der Parklücke und dann Richtung Singapur Innenstadt. Die gesamte Prozedur vom Verlassen des Flugzeugs bis zum Einsteigen ins Taxi hatte nicht mal eine halbe Stunde gedauert. Unser indischer Fahrer brach sämtliche Geschwindigkeitsrekorde, was bei der “temperamentvollen” laut dudelnden indischen Musik auch nicht anders zu erwarten war.
30 Minuten später erreichten wir unser Hotel, das “Swissotel Merchant Court” am “Singapore River”. Auch hier ging es zackig weiter. Wir waren froh, dass alle vier Autoräder schon standen, als der Rollstuhl und das Gepäck ausgeladen wurde und zwischendurch noch die Abrechnung mit der Mastercard erfolgte. Leider klappte das mit dem Drucker für die Rechnung nicht so richtig, aber man hatte ja keine Zeit und so fuhr der Taxifahrer einfach ab, ohne von Beate eine Unterschrift bekommen zu haben.
An der Rezeption wurde schnell noch eine dritte Mitarbeiterin gerufen, damit wir sofort bedient werden konnten. Nach einigen Erklärungen brachte sie uns persönlich in die zweite Etage zu unserem großen Zimmer, auf das wir ein Upgrade bekommen hatten. Das Zimmer war ja wirklich sehr schön, aber leider war die Dusche vorne mit einem Mäuerchen versehen und außerdem viel zu eng. Auf Beates Frage hin erläuterte man ihr, dass dies das Rollstuhlzimmer sei.
Wir baten darum, ein anderes Zimmer besichtigen zu dürfen, denn mit dem Badebrett wäre eine Badewanne dann doch geeigneter als eine nicht benutzbare Dusche. Der Kofferträger durfte warten und kurze Zeit später erschien die junge Rezeptionistin mit dem Zimmerschlüssel für ein anderes Zimmer. Hier war die Badewanne ok, aber die Tür ging nach innen auf und so waren einige Fahrkünste von Nöten, um zwischen Tür und Badewanne hindurch an die Toilette zu gelangen. Dies jedoch nahm Beate in Kauf, denn das Zimmer hatte außerdem eine Sonnenterasse mit Blick auf Pool und River.
Nachdem wir abgeklärt hatten, dass wir am nächsten Tag bis 10.30 Uhr frühstücken und bis 15.00 Uhr unser Zimmer behalten durften, machten wir uns auf den Weg um den Spa zu besichtigen, denn wir hatten überlegt, dass wir am nächsten Abend dort vielleicht noch duschen könnten, bevor wir um 23.00 Uhr in den Flieger nach Frankfurt werden steigen müssen.
Dann wagten wir uns hinaus ins belebte Singapur. Gleich hinter unserem Hotel floss der tolle “Singapore River”, an dem wir schönes Restaurant fanden, wo wir uns einen Drink gönnten.
Dann marschierten wir los in Richtung Hafen und genossen die Skyline, die tolle Aussicht auf die Concert Hall, überquerten verschiedene Brücken,
waren in China-Town und liefen die Esplanade entlang bis zum Ende.
Auf dem Rückweg leuchteten die Brücken in allen Farben und wieder einmal waren wir fasziniert von einer tollen Großstadt, die am Wasser liegt.
Um 20.00 Uhr fanden wir, dass wir für heute wirklich genug geleistet hatten und entspannten unsere müden Glieder bei einer guten Pizza in einem Restaurant am River in der Nähe unseres Hotels.
Im Vorfeld hatten wir schon erfahren, dass Singapur als die sauberste Stadt der Welt gilt. Am Flughafen fiel uns auf, dass ganze Hallen mit Teppich ausgelegt und wirklich absolut sauber waren. Leider konnten wir uns nicht näher damit beschäftigen, da wir ja im Eiltempo durch die Hallen gesaust sind. Einige der vielen Ge- und Verbotsschilder liefen uns auch schon über den Weg, so zum Beispiel an einem Fußgängertunnel, wo das Verbotsschild gleich mit der entsprechenden Strafe bei Nichtbeachtung versehen war.
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