Dienstag, 5. Januar 2010

02.01.10 Sydney - Bali

An diesem Morgen konnten wir uns Zeit lassen wie immer, denn unser Flug über Melbourne nach Denpasar ging erst um 15.15 Uhr. Wie schon vorher mit der Rezeption abgesprochen, durften wir als Executive Gäste bis 12.30 Uhr im Zimmer bleiben. Also begaben wir uns zum Frühstück und genossen eine Stunde lang unser Swissotel-Buffet.

Ein paar Tage zuvor hatte Mirjam sich eine neue Uhr gegönnt, bei der das Armband noch kürzer gemacht werden musste. Wir wollten dazu unterirdisch bis zur “Town Hall Station” gehen und fuhren dafür wieder bei Myer mit der Rolltreppe eine Etage tiefer. Nach 150 Metern fanden wir einen Mister Minit und ärgerten uns gleich mal, dass wir vorher immer viel zu weit gelaufen waren.

Eigentlich haben wir alles Lebensnotwendige direkt unter dem Hotel. Leider ist so ein Luxus auch ein wenig teuer und so kostete die Reparatur mehr als die ganze Uhr. Dafür ist Mirjam aber jetzt wieder stolze Besitzerin eines Stundenzählers und kann ganz selbständig die Zeit ablesen.

In aller Ruhe packten wir unsere Koffer und nahmen uns vor dem Hotel ein Taxi zum Flughafen. Leider erwischten wir einen asiatischen Fahrer der eine etwas unkonventionelle Fahrweise an den Tag legte mit sehr ruckartigem Gas geben und Schlangenlinien fahren. Dafür war das Auto dann auch etwas kleiner und die Türgummis hingen herunter.

Mirjam saß etwas gequetscht auf der Hinterbank zwischen Rollstuhlrädern, Rucksäcken, Reisetasche und Koffern - das krasse Gegenteil zu unserem Exclusiv-Transport in New York mit einer Stretch-Limousine.

Entgegen unserer Bedenken kamen wir wohlbehalten am Flughafen an. Wir waren gespannt, was uns erwarten würde, denn Beate hatte schon morgens ein flaues Gefühl im Magen bezüglich Flug und Bali-Hotel. Und es sollte wirklich nicht unser Tag werden!

Zwei Stunden vor Abflug kamen wir zügig zum Check-in von Jetstar und der freundliche junge Mann nahm unsere Koffer und den “Medical Bag” sofort entgegen und teilte uns mit, der Transport des Rollstuhls sei kostenlos, wenn auch nicht von uns angemeldet.

Nach mehrmaliger Rücksprache mit dem Service-Desk begann er mit dem Check-in und teilte uns dann mit, dass er großzügig mit dem Übergepäck verfahren würde, denn statt der üblichen 440 AUS$ würden wir nur 320 AUS$ zahlen müssen.

Beate kam gleich mal die Galle hoch und nach heißen Diskussionen wurden Koffer und Reisetasche wieder von der Waage gehoben. Eins war klar, wir würden diesen Betrag auf keinen Fall zahlen, eher würde alles mögliche aus dem Reisegepäck entfernt werden.

Wutentbrannt zogen wir los zum Service-Desk, um die Lage zu klären. Es gab noch ein bisschen Hin und Her und dann genehmigte man den “Medical-Bag” zum kostenlosen Transport.

Uns war schon vorher klar, dass es wahrscheinlich Ärger geben würde, denn hier handelte es sich sicherlich um einen Billigflug. Auf unserem Flugschein stand bereits, dass es nach Melbourne und Bali kein kostenloses Essen an Bord geben würde.

Vor dem Bording schafften wir es gerade noch (nach den heißen und langwierigen Diskussionen), für jeden von uns ein Baguette zu kaufen und vom letzten Geld eine Flasche Wasser für beide. Dann blieben noch 55 Cents übrig, die wir sofort auf den Kopf hauten, indem wir uns ein Schoko-Mint-Bonbon gönnten.

Dann ging es auch schon zum Gate, wo wir als Erste in den Flieger kamen und Beate wurde mit dem Mini-Aisle-Chair zu ihrem Sitz in der 25. Reihe gebracht. Bald darauf ging es los und wir mussten ein heftiges Gewitter umfliegen, um dann eine gute Stunde später in Melbourne zu landen.

Entgegen der Angaben erhielten wir an Bord ein kostenloses Getränk. Wir hatten bereits während des Fluges mehrmals mit dem Personal diskutiert, dass in Melbourne, wo wir eine Stunde Aufenthalt hatten, der eigene Rollstuhl ausgeladen würde.

Kurz vor der Landung erfuhren wir, dass dies aus Sicherheitsgründen nicht möglich sei, dass aber ein spezieller Flughafenstuhl zur Verfügung gestellt würde. Beate stand schon wieder der Horror ins Gesicht geschrieben und sie erwähnte zum wiederholten Male, das dies nicht unser Tag sei!

Am Flughafen angekommen, stand tatsächlich ein Spezial-Rollstuhl zur Verfügung mit Bremsen auch an den Griffen und extra breiter Sitzfläche. Die Rückenlehne ging Beate bis zu den Ohrläppchen und die Seitenteile bis unter die Achseln. Dafür waren die Fußrasten etwas kürzer und standen schön weit auseinander.

Beate nahm Platz in diesem Fernsehsessel und fühlte sich gleich mal so richtig behindert. Eine resolute Dame vom Flughafen schob sie durch die Gänge zum Sicherheitscheck und dann in die Wartezone. Selberfahren war nicht möglich, da die Räder sehr weit hinten und die Armlehnen außerdem im Weg waren.

Mit diesem heißen Geschoss musste dann der dringend notwendige Toilettenbesuch erledigt werden, denn der Weiterflug würde über sechs Stunden dauern.



Mit Müh und Not brachten wir dieses notwendige Übel hinter uns und waren froh, als wir kurz darauf wieder in den Flieger durften.

Beate wollte gerade glücklich aufatmen, dass sie aus diesem Schwerstbehindertenhocker wieder mit dem Aisle-Chair zum Sitz gebracht wurde. Leider war bei dem kleinen Transportstuhl ein Rohr der Rückenlehne gebrochen und es war noch nicht sicher, ob er funktionstüchtig gemacht werden könnte.

Es war einfach nicht unser Tag! Notdürftig wurde geflickt und bis zum Sitz hielt die Reparatur dann auch. Ein Techniker nahm sich des Stuhles an und wir waren gespannt, wie wir in Bali wieder aus dem Flieger kommen würden.

Langsam waren wir auch ein bisschen kaputt und fragten die freundliche Stewardess, die uns eine Privateinweisung in die Security-Maßnahmen gab, ob sie uns Kissen und eine Decke bringen könnte. Wie erwartet, gab es diesen Luxus in dem Billigflieger nur gegen Entgelt.

Also machten wir uns auf einen unbequemen Flug gefasst und warteten ab, was uns an diesem Tage noch so widerfahren würde.

Als alle Passagiere an Bord waren, kam plötzlich die nette Stewardess zu uns und brachte für jeden ein Set mit Kissen, Decke, Schlafbrille und Ohrstöpseln. Niemand anderes erhielt diesen Vorzug und wir waren ein wenig verblüfft, nahmen aber alles dankbar an.

Für das Kinoprogramm an Bord konnte man entweder Kopfhörer für 5 AUS$ erstehen oder einen Kleinbildschirm für 15AUS$ pro Person. Merkwürdigerweise erhielten wir kostenlos zwei Kopfhörer und nahmen auch diese gerne entgegen.

So langsam fing der Billigflug an, uns zu gefallen. Nach einer Weile gab es kleine Snacks und warmes Essen zum Preis von 15AUS$ pro Mahlzeit. Wir erhielten diese Speisen kostenlos.

Wir machten uns nun Gedanken, wie es zu dieser Bevorzugung kommen konnte. Wir hatten allerdings im Vorfeld erwähnt, dass wir keinen Billigflug gebucht hätten, sondern dieser Flug Teil eines “Round-the-World-Tickets” sei.

Nun gehen wir mal davon aus, dass wir damit ein Upgrade bekommen haben. Nach unserer Landung in Denpasar dauerte es eine Weile, bis endlich jemand mit dem Aisle-Chair kam und dann ohne Begründung mit dem Stuhl gleich wieder verschwand. Dafür stand dann einige Zeit später ein Rollstuhl-Nachkriegsmodell vor dem Flieger, aber kein Transport-Stuhl mehr. Gefühlte 100 Minuten später war dann endlich das nötige Equipment vorhanden, um Beate aus dem Flieger zu bekommen.

Wir waren uns sicher, dass unsere Koffer entweder verschwunden oder zusammen mit dem Rollstuhl einsame Runden auf dem Kofferband drehten - es war ja nicht unser Tag!

Wieder einmal wurde Beate durch die langen Gänge des Flughafens geschoben und sah dabei ziemlich unglücklich aus. Unsere junge Begleiterin brachte uns erst durch die Sicherheitsschleuse und dann zum Zoll. Dort stellte sich heraus, dass wir ein Visum zu kaufen hatten, das zusammen mit der zuvor ausgefüllten Deklaration und der Arrival-Card vorgezeigt werden musste.

Leider hatten wir kein Bargeld, um das Visum zu bezahlen. Zum Glück schleuste sie uns unauffällig am Zoll vorbei, damit wir an einem Bankomaten Millionäre werden konnten.

Mirjam marschierte mit ihrer Mastercard und der PIN-Nummer zu besagtem Automaten und hob gleich mal 1,5 Millionen Rupien ab. Für die Visa benötigten wir 500.000 Rupien und dann ging es endlich zum Kofferband, wo wir recht schnell unser Gepäck und den Rollstuhl fanden.

Während wir unser Gepäck zusammen suchten, erledigte die nette Dame die Zollformalitäten für uns. Mittlerweile waren wir schon nassgeschwitzt, denn für 23.00 Uhr waren 29 °C und hohe Luftfeuchtigkeit nicht gerade die ideale Temperatur für einen solchen Kraftakt.

Glücklich, endlich alles erledigt zu haben, machten wir uns auf die Suche nach einem Taxi. An einem Service-Schalter nahm man uns 60.000 Rupien ab. Wir fanden das ein bisschen viel, erfuhren aber am nächsten Tag, dass es dabei um 4 € handelte!

Schon fuhr unser Taxi vor, das uns in 20 Minuten zum Hotel “Intercontinental Resort Bali” in Jimbaran brachte. Vor dem Hotel mussten wir an einer Schranke halten und er Kofferraum wurde von zwei Sicherheitskräften kontrolliert.

Wir hatten schon die Befürchtung, dass uns nur noch ein grummeliger Nachtportier die Zimmerschlüssel in die Hand drücken würde und waren dann völlig überwältigt, von dem was uns hier erwartete: ein wahnsinniger Vorgarten, den wir durchfuhren, sieben Bellboys, die sofort das Gepäck schnappten und dann einen Gong läuteten zum Empfang.

Als wir im Foyer ankamen, mussten wir nicht an irgendeiner Rezeption anstehen, sondern wurden gebeten, uns in die bequemen Sessel zu setzen. Wir erhielten unsere bereits vorbereiteten Empfangspapiere, dann einen Willkommensdrink und eiskalte, parfümierte Erfrischungstücher.



Dann gesellte sich eine Dame zu uns, die uns als “Check-in Assistentin” hilfreich zur Seite stand. Schon ganz überwältigt von diesen Eindrücken wollten wir nun unbedingt unser Zimmer sehen und unser Bellboy wartete auch schon die ganze Zeit geduldig neben uns, um uns und unser Gepäck ins Zimmer zu begleiten.

Unterwegs erklärte er uns vieles zum Hotel und im Zimmer ließ er es sich nicht nehmen, uns die Funktionsweise jedes Schalters zu zeigen. Wir waren mehr gespannt auf das Badezimmer, das sich als absolut rollstuhlgerecht herausstellte mit Badewanne und befahrbarer Dusche.

Unser großes Zimmer war ausgestattet mit einem Kingsize-Bett, Sofaecke und Fernseher. Auf dem Balkon fanden wir wunderbare Holzsstühle mit Beinschemeln und Tisch.



Bald hielt uns nichts mehr im Zimmer und so durchwanderten wir zu mitternächtlicher Stunde das ganze Resort. Als wir um 1.30 Uhr (in Australien wäre es schon 4.30 Uhr) endlich unser Bett fanden, schliefen wir bestens in unserem gekühlten Zimmer, das zusätzlich mit einem elektrischen Duftspender zur Moskitoabwehr versehen war.

Mehr Luxus geht wirklich nicht!

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